Genealogie

Forschungs-Gebiete und -Themen von Renate Schönfuß-Krause

Als Genealogie wird die Erforschung und Feststellung menschlicher Verwandtschaftsbeziehungen einer Person oder Familie und ihre Auflistung bezeichnet. Dabei kann es sich um die eigene Familie handeln, oder aber auch um die Erforschung einer nichtverwandtschaftlichen Familie. Meine Forschungen gehen in beide Richtungen.

Die genealogische Erforschung meiner eigenen Familie, ausgehend von mir als Proband, nimmt seit ungefähr 10 Jahren einen breiten Raum in meiner Arbeit als Forscher ein. Dabei befasst sich meine Forschungsarbeit über die aufsteigende Linie der Abstammung meiner Vorfahren (Ahnen) und die absteigenden Linie derer Nachkommen (Deszendenten) auch mit den Personen, die genealogisch miteinander verknüpft sind (Verwandtschaft).

 

Von Beginn meiner Arbeit an war es mir wichtig, die Ahnenforschung als Teil der Familiengeschichtsforschung zu betrachten, d.h. außer der genealogischen Beschreibung der Zusammenhänge der Personenforschung und ihrer Darstellung, diese auch als Teil der Sozialgeschichte zu erforschen. Erst dadurch wird Genealogie spannend und Entwicklungen werden verständlich. Eine umfassend recherchierte und belegbare Familiengeschichte, die auf urkundlichen Belegen, Dokumenten, Fotos und Briefen basiert, kommt ohne die Quellen der Kirchen-, Staats- und Stadtarchive, Standesämter, Universitätsarchive, Archive der Auswanderungsbehörden u.v.a. mehr, nicht aus. In die Untersuchungen der Familiengeschichte fließen neben der Sozialgeschichte eines Ortes oder einer Region ebenfalls die Heimatgeschichte, die Bevölkerungs- und die Wirtschaftsgeschichte ein. Aber auch Kriegsereignisse, Wetterkatastrophen, Epidemien und Seuchen, Pestjahre, Geldentwertungen, Wechsel der Konfessionen, Verfolgungen wegen Glaubensfragen, müssen Eingang in die Untersuchungen finden, um ein authentisches Gesamtbild der jeweiligen Personen in ihrer spezifischen Zeitepoche darstellen zu können.

 

Das Ziel meiner Forschungsarbeit ist dahingehend, die Datenerhebungen und Datendarstellungen entsprechend der wissenschaftlichen Standards zu versehen und meine Arbeiten durch Publikationen einer breiteren Öffentlichkeit bekannt zu machen bzw. die vielen neuen, bisher unbekannten Fakten, auf die ich durch intensive Recherchen gestoßen bin, verschiedenen Archiven zu übergeben. So wurden Arbeiten von mir bereits im Staatsarchiv Leipzig / Zentralstelle für Genealogie (Thema Zeumer) und im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg (Systematik SK C 3.10.26.04 Künstler A - Z  [Thema Schlegel]) archiviert.

Genealogie ist für mich mit einer großen Verantwortung verbunden. Verantwortung für Objektivität der Forschung, für belegbare Abstammungsfolgen, denn nur allzu oft wird der Forschende mit Daten und Quellenmaterial konfrontiert, selbst auch in den Archiven, in Buchveröffentlichungen und im Internet, das falsch, unvollständig oder unsachgemäß erforscht wurde und mit unrichtigen Fakten weiterverbreitet wird. Meine Schlussfolgerungen aus diesen Erfahrungen sind dahingehend, alles zu hinterfragen, vorhandenes zu überprüfen und gründlich zu recherchieren.

 

Um eine höhere Effizienz meiner Arbeit zu erreichen, Anregungen zu erhalten, aber auch um einen Erfahrungsaustausch unter Gleichgesinnten führen zu können, bin ich seit 2012 Mitglied der „Arbeitsgemeinschaft Mitteldeutscher Familienforscher / Altenburger Land“ und seit 2014 Mitglied der „Arbeitsgruppe Stadtgeschichte Radeberg“.



Als Ergebnis meiner zielgerichteten Familienforschung kristallisierten sich mehrere bisher unbekannte Linien und Verknüpfungen heraus, die es unumgänglich machten, sie zur Vervollkommnung und weiteren Wahrheitsfindung eingehender zu untersuchen, um Klarheit in auftretenden Zusammenhängen zu finden.

Eine dieser Linien ist die der Familie Bauer zu Falkenhayn, meine direkten Vorfahren in siebenter Generation, in die die Familie Schlegel als Mitbesitzer von Rusendorf im Jahr 1717 einheiratete.

 

Martin Bauer (1660-1726)

Hochadeliger Pächter des Minckwitzschen Rittergutes zu Falkenhayn und Richter daselbst - ein direkter Vorfahre in 7. Generation

 

Die Existenz der Familienlinie Bauer wurde am 8. Mai 1645 mit einem Traueintrag in den Kirchenbüchern von Falkenhayn erstmalig erwähnt, in dem vermerkt wurde, dass folgende Trauung stattfand:

„Anno 1645 Hanß Bauer, Martin Bauers von (...) Seel. nachgelaßener Sohn und Jungfrau Anna, Georg Barts allhier Seel. nachgelaßene Tochter war der 8.Mai“ .

Einer der aus der Verbindung von Hanß Bauer mit Anna geb. Bart hervorgegangenen Söhne ist Martin Bauer, der am 3. März 1660 die Taufe in Falkenhayn erhielt. Seine Taufpatin war

„die Hochedelgeborene Frau Anna Sibylla von Minckwitzin, geb. Pflügin auf Falkenhayn“.

Am 8. November 1681 wurde dieser Martin Bauer mit Jungfrau Maria, des Gerichtsschöppens Peter Erlers Tochter zu Falkenhayn getraut. Sein weiterer Lebensweg ist eng verbunden mit dem Hochadeligen Minckwitzschen Rittergut Falkenhayn, auf dem er zuerst als Hofmeister und Richter in Diensten war und auch als „Hochadelig. Comissarii“ in Kirchenbucheinträgen Erwähnung findet. Ab dem Jahr 1700 wurde er nach dem Ableben des bisherigen Pachtinhabers Johann Melzer selbst der Herr und Richter auf dem Hochadeligen Minckwitzschen Gute, dem er bis zu seinem Ableben 1726 als Pächter vorstand. Offensichtlich mit Erfolg, was nicht selbstverständlich war. Denn wenn man sich mit der Problematik der Rittergüter beschäftigt, kommt man sehr schnell zu der Erkenntnis, dass die meisten Güter wegen Unwirtschaftlichkeit oder auch unzuverlässiger Verwalter und damit verbundener Misswirtschaft sehr oft und in relativ kurzen Zeitabständen die Besitzer wechselten. Er verstarb 1726

 „so den (?) März nachmittags gegen 3 Uhr an einem verzehrenden Fieber sanft seelig verstorben, mit einer Leichenpredigt und Abdankung unter vollreicher Versammlung beerdigt worden, 66 Jahre, 3 Wochen u. etl. Stunden“.

Er war Vater von 5 Töchtern und einem Sohn.

 

Im Jahr 1717 wurde Martin Bauers dritte Tochter Eva (*2. April 1690) mit Elias Schlegel (1688-1763) getraut. Dieser wurde später zur Unterscheidung gegenüber seinem Enkel gleichen Namens, des Instrumentenbauers und Klavierfabrikanten Elias Schlegel jun. zu Altenburg, als Senior tituliert. Elias Schlegel sen. war der jüngste Sohn des Georg Schlegel zu Rusendorf, der als einer der Besitzer des Dorfes Rusendorf genannt wurde und als Schöppe Ansehen genoss. Er war zu diesem Zeitpunkt schon als „weyl.“ tituliert, also verstorben. Der Traueintrag in den Falkenhayner Kirchenbüchern gibt die Stellung der Braut Eva Bauer als Tochter des Hochadel. Minckwitz. Rittergutspächters wieder: Die Hochzeit scheint für die damalige Zeit „mit großem Gepränge“ in der kleinen Dorfkirche und dem Schloß begangen worden zu sein, denn es ist vermerkt „bey einer ansehnlichen Procession u. Sermon getrauet“.

Hier einige Impressionen von Falkenhain  einst und heute 

© teamwork-schoenfuss

Das junge Paar, Elias Schlegel sen. und Eva, geb. Bauer, verließ Falkenhayn und begab sich in den Nachbarort nach Prößdorf, das ebenfalls unter der Hochadel. Minkwitzschen Herrschaft stand. Hier erwarb Elias Schlegel sen. ein großes Gut am Rande des Dorfes, außerdem erwarb er lt. noch heute vorhandenem Kaufvertrag 1718 die Dorfschänke in Prößdorf und schenkte dort das Bier des Prößdorfer Rittergutes aus. Die Flurunterlagen Prößdorfs weisen ihn nach kurzer Zeit als größten Bauern mit den meisten Flurstücken innerhalb der Dorfgemeinschaft aus. Er wird Richter in Prößdorf, zuerst unter der Herrschaft der von Minckwitz, später nach Verkauf des Prößdorfer Rittergutes 1747 an den Churfürstl. Sächs. Hofrat Johann Friedrich Zeumer, auch unter dessen Herrschaft. Im Jahr 1744 fand er Erwähnung als Pate in einem Falkenhayner Kirchenbuch-Eintrag: 

"Elias Schlegel ein N. und E. (Nachbar und Einwohner) und Hochadelicher Richter in Prößdorf".

Kenner der Historie wissen damit, dass er vor 300 Jahren eine ziemliche Machtstellung innehatte.

 

Familiär ist ihm weniger Glück beschieden. Seine Ehefrau Eva, geb. Bauer, verstirbt jung, auch die gemeinsamen Kinder, bis auf den Sohn Erasmus Schlegel. Dieser wird ebenfalls Richter. Er geht mit Susanna, geb.Schab, 1749 in Lucca die Ehe ein und verstirbt am 24. Dezember 1749, fünf Monate vor der Geburt seines ersten Sohnes Elias Schlegel jun. (1750-1805), des späteren Instrumentenbauers, Klavierfabrikanten und Erfinders des Fortepiano-Klavieres.

 

Elias Schlegel sen., der Großvater, übernahm auch als Vormund die weitere Erziehung und Ausbildung des Enkelsohnes Elias Schlegel jun. Als Elias Schlegel sen. 1763 verstarb, übernahmen weitere gerichtlich eingesetzte Vormünde die Geschicke des damals noch unmündigen Elias Schlegel jun. 

Der Name „Bauer“ aus Falkenhayn, als Verwandtschaftsbeziehung, trat in keinen weiteren Dokumenten des Elias Schlegel jun. mehr in Erscheinung...

 

In diesem Jahr, dem Jahr 2016, feiert Falkenhayn sein 800-jähriges Bestehen. Der kleine Ort blickt auf eine bewegte Geschichte zurück. Seine frühe Entwicklung ist auf das engste verbunden mit den Adelsgeschlechtern der von Falkenhayn, später der von Minckwitz als Besitzer des Rittergutes Falkenhayn, aber auch mit der Entdeckung des „braunen Goldes“, der Braunkohle, in diesem Gebiet. Fluch und Segen für die Region zugleich. Orte wie das benachbarte Rusendorf wurden einfach weggebaggert. Kurz vor Prößdorf, dem das gleiche Schicksal drohte, kamen die Bagger nur noch in letzter Minute zum Stillstand. Eine Tatsache, die mich bei meinen Forschungen zu meiner Familiengeschichte berührt hat, waren doch auch meine Vorfahren besonders in diesen Orten vertreten.

Mit Falkenhayn verbindet mich jedoch noch eine andere nachdenkenswerte Geschichte. Hier in dem kleinen Ort Falkenhain, nur ca. 3 km von Prößdorf entfernt, wurde ebenfalls ein berühmter Klavierbauer geboren: Julius Ferdinand Blüthner (1824-1910), der mit Recht der besondere Stolz seines Geburtsortes ist. Zwischen dem in Falkenhayn gebürtigen Julius F. Blüthner und dem aus Prößdorf abstammenden Elias Schlegel jun. gibt es Parallelen, auch wenn ihr Geburtsdatum 76 Jahre auseinander liegt. Beide suchten ihre Existenz im Umfeld von Leipzig. Elias Schlegel jun. in Baalsdorf bei Leipzig, Julius F. Blüthner 50 Jahre später in Großpösna bei Leipzig. Während Elias Schlegel jun. einen Manufakturbetrieb führte und bereits 1805, im  Alter von nur 54 Jahren, verstarb, hatte Julius F. Blüthner den Vorteil der späteren Geburt und konnte seinen Klavierbau mit den technischen Voraussetzungen durchführen, die mit der Entwicklung der Industriealisierung einhergingen. Nachdenkenswert ist es schon, dass zwei so begabte Klavierbauer, Künstler und Unternehmer aus diesem unmittelbaren, dörflich geprägten Umfeld abstammten.

 

Ich persönlich fühle mich mit dieser Region eng verbunden. Meine Recherchen haben mich mit vielen freundlichen, hilfsbereiten und aufgeschlossenen Menschen zusammengeführt. Dem Ort Falkenhayn, einst auch Sitz meiner Ahnen, wünsche ich viel Freude und Erfolg zu ihrem diesjährigen Jubiläum: „800 Jahre Falkenhayn“. Einen besonderen Dank möchte ich für seine selbstlose Unterstützung vor allem dem Ortschronisten von Falkenhayn, Herrn Reinhard Steinert, übermitteln.

 

Einige Orte in Falkenhayn, die mit meiner persönlichen Familienaufarbeitung zusammenhängen, wurden in der obigen Bilder-Show festgehalten: als Impression die wunderschöne kleine Dorfkirche, der Schloßpark, aber auch das bedrückend dem Verfall anheim gegebene Schloß und die letzten Ruinen des ehemaligen Rittergutes, auf dem Martin Bauer mit seiner Familie lebte und arbeitete, finden Sie hier.

 


Elias Schlegel - Instrumentenbauer 1750-1805

Zu den bisherigen Höhepunkten meiner Arbeit in meiner eigenen Familienforschung sehe ich das Auffinden und damit die „Wiedererweckung“

meines 4-fach-Urgroßvaters Elias Schlegel

(1750 Prößdorf - 1805 Baalsdorf/Leipzig) aus Altenburg an, der in seiner Familie bis hin zu den heute noch lebenden Nachkommen vollkommen vergessen und unbekannt war, obwohl er als Erfinder des Fortepiano-Klavieres 1793 zu Altenburg auch heute noch in zahlreichen Einträgen in Musik-Lexika gewürdigt wird und vertreten ist.

(Nachfolgend einige Beispiele;    zum Vergrößern bitte anklicken).

Die Forschungen ergaben, dass seine Familie nach seinem frühen Tod, während der Zeit der Napoleonischen Kriege und der Völkerschlacht bei Leipzig, total aufgerieben wurde und von den 14 Kindern des Elias Schlegel jun. nur ein einziger Sohn überlebte, der unmündig in ein Waisenhaus in Leipzig eingeliefert wurde. Erst durch meine Forschungen zu ihm und den Vorfahren, sowie den weiteren Familienlinien der Schlegels, wurde es möglich, diese Altenburger Familie wiederzuentdecken und ihre Bedeutung durch mehrere Publikationen im Jahr 2013 im Raum Altenburg in den Focus des öffentlichen Interesses zu rücken. Den vollständigen Beitrag können Sie hier lesen.

Die eigentliche Krönung und Ehrung wurde meinem Ur-Ur-Ur-Urgroßvater Elias Schlegel jun. in seinem Geburtsort Prößdorf / Lucka anlässlich des beeindruckenden Heimatfestes „600 Jahre Prößdorf“ vom 4. - 7. Juli 2013 zuteil. In einem Festakt in der Prößdorfer Kirche, zu dem ich mit meinem Ehemann als Auftakt der Festveranstaltungen im Beisein der Landrätin und der Bürgermeisterin von Lucka eingeladen wurde, erhielt Elias Schlegel jun. eine Ehrung auf einer Tafelgestaltung am Eingang der Prößdorfer Kirche.

Prößdorf 600-Jahr-Feier  - Festveranstaltungen

Elias Schlegel - Erfinder des Fortepiano-Klaviers

Elias Schlegel, Instrumentenmacher, (rechts im Bild), ThStA Altenburg, Sammlg. GAGO, Nr. 469

Erst nach dieser Veranstaltung gelang es 2013 bei erneuten Recherchen im Thüringischen Staatsarchiv Altenburg, ein Bildnis des Elias Schlegel jun. zu entdecken. Es wurde vom Herzoglich-Sächsischen Regierungs-Canzellisten C.H. Möckel zu Altenburg geschaffen und stellt Elias Schlegel jun. in einer Silhouetten-Malerei als „Instrumentenfabrikant Elias Schlegel 1793“ dar (rechts im Bild) – solch ein Bildnis aus dieser Zeit zu finden, ist ein Höhepunkt für jeden Forscher.

 

Anklicken des Bildes führt zu unserem Wikipedia-Artikel

"Elias Schlegel".

 

Quelle: Thüringisches Staatsarchiv Altenburg, Bildersammlung GAGO, Nr. 469;  Gemeinfrei



KONSUM-Geschichte und Max Heinrich Hirschnitz: mein Urgroßvater als Mitgestalter beim Aufbau dieses Groß-Unternehmens

Aber auch das Erforschen meiner Vorfahren-Linie Hirschnitz, die sich durch Einheirat mit der Linie Schlegel verband, brachte viele Überraschungen. Auch hier begegnete mir wiederum das Phänomen, wie schnell in nachfolgenden Generationen selbst auch außergewöhnliche Vorfahren dem Vergessen anheimfallen. So wusste keiner der noch lebenden Enkel und Urenkel mehr etwas von dem Leben und Wirken meines Ur-Großvaters Max Friedrich Heinrich Hirschnitz (1866-1947). Tiefste Unwissenheit herrschte ebenfalls über seine außergewöhnliche berufliche Karriere, seine eigentliche Bedeutung als Spitzenfunktionär und „Zweiten Mann“ hinter dem Verbands-Direktor Max Radestock im „Verband der Sächsischen Konsumvereine“ des Königreiches Sachsen. Keiner wusste auch noch etwas über seinen weiteren Aufstieg als ein sogenannter „Macher“ in der Konsum-Hierarchie und seinen unermüdlichen Einsatz für dieses sich entwickelnde Großunternehmen ab 1900. Da der „Verband der Sächsischen Konsumvereine“ durch geschickte Strategien eine deutschlandweit einmalige rasante Entwicklung vorzuweisen hatte und als Spitzenverband eingestuft wurde, erhielt Max Heinrich Hirschnitz die Berufung in den Generalrat des in Hamburg ansässigen „Zentralverband Deutscher Konsumvereine“. Hier wurde er, als der ehemalige Statistiker im „Statistischen Amt des Königlichen Ministerium des Inneren“ in Dresden, als anerkanntes Rechengenie und Logistiker maßgeblich und hochanerkannt tätig. So u.a. an dem 1910 veröffentlichten Regelwerk „Buchführung für Konsumvereine“, in dem er als Initiator Richtlinien für eine deutschlandweit einheitliche und verbindliche Buchführung einschließlich der strukturellen Hochrechnungen und hierarchischen Unternehmens-Konsolidierung erstellte.

Buchführung für Konsumvereine - Max Heinrich Hirschnitz war 1910 Mitverfasser

 

Außerdem waren unter seiner Obliegenheit die Regelungen für die Konsum-, Bau- und Sparvereine entwickelt und eingeführt worden, durch die es möglich wurde, mittels Spareinlagen der Konsum-Mitglieder in eigenen neugegründeten „Konsum-Sparkassen“  Zinskapitalien für Finanzierungsmöglichkeiten des Unternehmens Konsum zu erwirtschaften, die von bisherigen Bankgeschäften unabhängig machten und für den Wareneinkauf, den Kauf von Immobilien und den Aufbau eigener Produktionsbetriebe des Konsums genutzt werden konnten. Damit wurde es möglich, die Konsum-Verbände zu einem Großunternehmen zu entwickeln.  Zum Ende der Weimarer Republik besaß die eigene "Großeinkaufs-Gesellschaft Deutscher Consumvereine" über 50 Produktionsbetriebe. Ein genialer Schachzug für die weitere erfolgreiche Entwicklung der Konsumverbände, die auch international Vorbildwirkung hatten und auf großes Interesse und Resonanz stießen.

All diese nachweisbaren Belege seines Schaffens und seiner Karriere fand ich erst durch das intensive Studium der in der  "Sächsischen Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden" (SLUB) archivierten „Jahrbücher des Zentralverbandes deutscher Konsumvereine“, die von der „Verlagsgesellschaft deutscher Konsumvereine m.b.H.“ / Sitz Hamburg von 1903 - 1933 jährlich zumeist in zwei Bänden herausgegeben wurden.

 

 

 

Jahrgang 1918 - Erster Band, Innentitel

 Diese Jahrbücher waren bei der bisherigen Erforschung der Konsumgeschichte unbeachtet geblieben, da sie durch die Nationalsozialisten 1933 mit der Enteignung der Konsum-Verbände konfisziert worden waren und erst Jahrzehnte später von Berliner Archiven an die "Sächsischen Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden" (SLUB) übergeben werden konnten. Dieses hochbrisante Material war in seiner Bedeutung bisher offensichtlich noch nicht wahrgenommen worden, denn es enthielt in Form von Rechenschaftsberichten nicht nur Einblicke in die Entwicklungen der Konsum-Verbände, sondern ebenfalls mit aktuellen Situationsberichten einen ungeschminkten Überblick über die politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen in Deutschland, auf die sich dieses Großunternehmen in Fragen der Wahrnehmung der Verantwortung für die Versorgung seiner Mitglieder ständig neu einstellen und orientieren musste. In den Jahrbüchern wird deutsche Geschichte lebendig und als Teil der Weltgeschichte sichtbar, z.B. wenn 1914 mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges über die getroffenen Kriegsmaßnahmen der Konsumvereine berichtet wird. Die Diskussionsbeiträge spiegeln die allgemeine Stimmung wider, die zu dieser Zeit noch einen euphorischen Charakter hatten: „Jede wirtschaftliche Tätigkeit unterordnet sich dem hohen Ziele der Zurückwerfung aller feindlichen Angriffe. Es ist das ganze deutsche Volk, das um seine Existenz, um seine Gegenwart und Zukunft kämpft und blutet und leidet und arbeitet und - siegt! Heer und Volk sind eins!“.

Nur wenige Monate später gestalten sich die Berichte kleinlauter, und es wird über Engpässe durch Blockaden der Kriegsgegner, über Hunger, Preissteigerungen, Schaffung eines Amtes für Kriegsnotversorgung u.v.a.m. berichtet.

 

 An diesem Beispiel kann man anschaulich nachvollziehen, dass Genealogie nicht aus dem geschichtlichen Gesamtzusammenhang herausgelöst und betrachtet werden kann und darf. Nur durch die Untersuchungen von Persönlichkeit und Zeitgeschehen als unabdingbare Einheit wurde es möglich, diesen Vorfahren Max Friedrich Heinrich Hirschnitz mit all seiner Bedeutung für das Unternehmen Konsum, mit seinen Aktivitäten, Verdiensten, Neuerungen, Ehrungen und seinem ständigen ruhelosen Leben, zu entdecken und seine Handlungs- und Verhaltensweisen, auch im familiären Bereich, zu verstehen.

 


Genealogische Familien-Forschungen Stand 2015

Die Familiengeschichte Schlegel – Hirschnitz erfährt 2016 auf Grund vieler neuer recherchierter Fakten eine nochmalige Überarbeitung und Neuauflage. Die nachfolgend aufgeführten Personen und verwandtschaftlichen Linien sind nur die Hauptlinien in der genealogischen Folge.

Schlegel - Familiengeschichte      Abstammungslinie aufsteigend, ausgehend von:

Abstammungs-

Linie

Geb.-

Daten

Sterbe-

Daten

Geb.-/ Wirkungsorte

Verdienste

Hans Schlegel um 1580  vor 1662  aus Geißnitz in Meißen (Geußnitz, damalige Mark Meißen)
Georg Schlegel 1632 1702

Rusendorf,

Mitbesitzer des Dorfes

Elias Schlegel sen.

1688

Rusendorf

1763

Prößdorf

Richter
Erasmus Schlegel

?

Prößdorf

1749

Prößdorf

Richter
Elias Schlegel jun.

1750

Prößdorf

1805

Baalsdorf

bei Leipzig

Instrumentenbauer, Klavierfabrikant, 1793 Erfinder des Fortepianoklaviers zu Altenburg, Orgelbauer Baalsdorf / Leipzig
Wilhelm Gottlob Schlegel

1802

Altenburg

1862

Leipzig

Lohnbedienter
Gustav Theodor Schlegel

1827

Leipzig

1888

Dresden

Photograph
Johanne Therese Schlegel

1867

Dresden

1943

Langebrück

verh. mit

Max Heinrich Hirschnitz

Schlegel  -   Verbundene /             Verwandtschaftliche Linien mit den Schlegels

 

Familien-Linie

Gesellschaftliche Stellung, Verdienste

Herkunfts-/ Wirkungsorte

Bauer

Rittergutspächter des Hochadeligen Minckwitz'schen Rittergutes  Falkenhayn

Falkenhayn, Falkenhain
"von Schlegel"  

Großraum Sachsen /  Thüringen / Altenburg;

Lucka, Jena, Weimar, Dresden, Pillnitz, Meißen

Kröber Landfuhrmann Altenburg
Böhme Kaufleute, Stellmachermeister Radeberg, Musiker Dresden

Radeberg,

Dresden

Zetsche,

genannt Spitzbart

Steinmetzmeister und Bildhauer, Dresden
Schwarz Herrschaftliche Jäger und Förster Reinhardtsgrimma
Hirschnitz   Naunhof b. Moritzburg, Dresden, Langebrück

Hirschnitz - Familiengeschichte;  Abstammungslinie aufsteigend, ausgehend von:

Abstammungs-

Linie (direkt)
Daten Gesellsch. Stellung

Herkunfts-/ Wirkungsorte

Christoph Hirsch 1680 - 1758 Besitzer Einhufengut Naunhof bei Moritzburg
Johann Christoph Hirschniz * 1726 Besitzer Einhufengut Naunhof bei Moritzburg
Johann Christoph Hirschnitz 1764 - 1830 Besitzer Einhufengut Naunhof bei Moritzburg
Johann Traugott Hirschnitz * 1810 Steinbach    
Friedrich Traugott Hirschnitz

* 1840         Steinbach

+ 1894        Langebrück

Holzhändler, Besitzer einer Waschanstalt. Trockenplatzbesitzer Dresden, Langebrück
Max Friedrich Heinrich Hirschnitz

* 1866

Dresden

+ 1947              Langebrück

Statistiker im "Königlich-Sächsischen Amt für Statistik", Sekretär des Verbandes Sächsischer Konsum-Vereine des Königreiches Sachsen, Mitglied des "General- rates des Zentral- verbandes Deutscher Konsumvereine Hamburg" für das Deutsche Kaiserreich, später Großdeutschland Dresden, Hamburg
Marie Therese Hirschnitz

* 1889         Langebrück,

+ 1972         Langebrück

 

1. Ehe

  verh. Krause -    meine Großeltern

2. Ehe    

   verh.   Geist

Hirschnitz                                                    Verbundene / Verwandtschaftliche Linien

 

Familien-Linie

Herkunfts-/ Wirkungsorte
Hirschnitz

Santa Rosa, Kalifornien

USA
Hirschnitz Vancouver Kanada

Hirschnitz Landsberg / Warthe,  Kreis Neumark in Ost-Brandenburg
heute:     Gorzów Wielkopolski; Polen
Hirschnitz Langebrück, Radeberg
Schlegel Prößdorf, Altenburg, Baalsdorf, Leipzig, Dresden, Langebrück
Eisolt (Eisold) Dresden
Hentrich Dresden
Moeser Dresden, Berlin
Schellenberg Landsberg / Warthe,    Langebrück, Bautzen
Krause  Görlitz, Königsbrück, Radeberg

Stand der genealogischen Forschungen 2015

Zeumer  -  Familiengeschichte

 

Der sozial-geschichtliche Aufstieg einer Familien-Dynastie im 17. / 18. Jahrhundert

 

Im Moment erarbeite ich eine umfangreiche Familienchronik zur Gelehrtenfamilie Zeumer, deren Ursprung in Ungarn (vermutlich Zipser Sachsen?) gewesen sein soll, die nach Langensalza kamen, bedeutende Handelsleute waren und der Tuchmacherinnung angehörten, die Raschweberei in Langensalza einführten, Ämter als Bürgermeister, Kämmerer und Oberkämmerer des Stadtrates einnahmen und deren Nachkommen im 18. Jahrhundert als promovierte Juristen, Staatsbeamte, Stifts-Kanzler, Unternehmer und Rittergutsbesitzer höchste gesellschaftliche Positionen anstrebten und einnahmen.

 

Besonders interessant und von hohem Wert sind hierbei die Erkenntnisse, die sich aus dem aufgefundenen Briefwechsel im Landesarchiv Sachsen-Anhalt / Standort Wernigerode  ableiten lassen. In unzähligen Dokumenten wird ersichtlich, dass die Zeumers weit über damalige Kleinstaaterei und enge Landesgrenzen hinweg, in unserem heutigen Sprachgebrauch als „Europäer“ dachten, lebten und agierten. Der Briefwechsel der Zeumers, von und nach Paris, London, Amsterdam und Utrecht, belegt das in mehr als 500 Briefdokumenten anschaulich. Belegt werden jedoch in den Briefen auch die Schicksale derjenigen, die von Glück und Erfolg weniger begünstigt waren und sich zum Verfassen von regelrechten  Bitt- und Bettelbriefen gezwungen sahen. Von besonderem Interesse sind bei der Erforschung dieser Familiengeschichte auch die bestehenden oder angestrebten Familienverbindungen, die durch ihren hohen gesellschaftlichen Status die gegenseitigen Machtpositionen und ihre Ansprüche auf die Vorherrschaft für wichtige Ämter sicherten (dazu mein ausführlicher Artikel im Altenburger Geschichts- und Hauskalender 2015) und meine an das Sächsische Staatsarchiv Leipzig übergebenen Dokumentationen).

 

Diese familiengeschichtlichen Forschungen befinden sich im Moment in der Aufarbeitung und Einarbeitung neuester Erkenntnisse aus dem Fundus des Landesarchives Sachsen-Anhalt / Standort Wernigerode und dem Kirchenarchiv der Ev.-Luth. Kirche Langensalza (siehe Exposé). Die Abstammungslinien aufwärtssteigend werden demnächst veröffentlicht.

Zeumer                                                        Verbundene / Verwandtschaftliche Linien

Königshaus der Niederlande - Zeumer - Kuhn - Prößdorf - Windischleuba

Gemeinsame Abstammungslinie des Königshauses der Niederlande und der Familienlinie Kuhn.

Ausgehend von Simon Carpzov (1520 - 1580), dem sogenannten Urvater der Gelehrten-Dynastie Carpzov, entwickelten sich, neben mehreren anderen berühmten Linien, diese zwei ausgewählten Linien parallel von den zwei Brüdern aus:

  • Johann Benedict Carpzov (1607-1657)  hin zum Königshaus der Niederlande und 
  • August (1) Carpzov (1612-1683) über die Linien Zeumer und Kuhn hin nach Prößdorf und Windischleuba im damaligen Herzogtum Sachsen-Altenburg.