Radeberg - Stadtgeschichte mit QR-Codierung!

Unsere Heimatzeitung "die Radeberger" berichtete in der Ausgabe 21/2019  vom 24.5.2019 auf Seite 13 über die aufwendige Aktion. Von den Initiatoren Renate und Klaus Schönfuß sind an den 44 Straßen an z.T. mehreren Stellen bzw. Straßenschild-Masten insgesamt über 100 Schilder angebracht worden.  

Neuheit:  Straßen-Namen nach Persönlichkeiten

Jetzt auch mit QR-Codierung direkt an den Straßenschildern ablesbar!

Viele Radeberger Straßen sind nach bedeutenden Persönlichkeiten benannt. Ein großer Teil stammt aus Radeberg, andere Namensgeber sind mit Radeberg verbunden oder von allgemeiner historischer Bedeutung.

44 Straßenschilder, die nach Persönlichkeiten benannt sind, wurden von uns mit 44 erarbeiteten Kurzporträts ergänzt. Damit wird es möglich,sofort vor Ort an den Straßenschildern in der Stadt, durch angebrachte QR-Codes-Beschilderung an den Straßennamensschildern, die Lebensdaten der Persönlichkeiten herunterzuladen. Eine moderne Neuheit für interessierte Bürger, Besucher, Touristen, Urlauber - und auch das ist neu: Der Klick auf den Straßennamen im jeweiligen Porträt auf unserer Webseite führt Sie direkt zum online-Stadtplan.

Zum Lesen der Kurz-Portäts einfach den Straßen-Namen in der folgenden Übersicht anklicken. Viel Freude beim Entdecken!

Texte: ©Renate Schönfuß-Krause
©teamwork-schoenfuss

 Bilder: gemeinfreie Quellen


Übersicht  der Radeberger Straßen, für die Kurzporträts folgen (anklicken):

Adolph Kolping

(* 8. Dez.1813 Kerpen/Köln,   4. Dez.1865 Köln)

Deutscher Katholischer Priester und Sozialreformer.

 

Er begründete das „Kolpingwerk“, das durch sein Engagement heute als Sozialverband in 30 Ländern weltweit vertreten und in den Bereichen Gesellschafts-, Sozial- und Familienpolitik wirksam ist.

 

Frühzeitig setzte sich Adolph Kolping, auf Grund eigener Erlebnisse des Elends der Handwerksgesellen während ihrer Wanderjahre zur Arbeitssuche, mit sozialen Fragen auseinander. Nach erfolgreichem Theologiestudium und Priesterweihe erlebte er in Elberfeld/Wuppertal als Kaplan die Armut der Bevölkerung, die mit der Industrialisierung einherging. Er beschloss, Gesellenvereine für junge Handwerker zu gründen, in denen sie sich weiterbilden, aber auch ihren Glauben festigen konnten. 1849 gründet er als Domvikar in Köln den ersten Gesellenverein, der großen Zuspruch erfuhr. Durch die wandernden Handwerker wurde die Idee verbreitet, aber auch Kolping selbst veröffentlichte gezielt programmatische Schriften und publizierte in katholischen Zeitschriften, wurde Herausgeber einer erfolgreichen eigenen Katholischen Zeitung. 1862 wurde Kolping als Rektor der Minoritenkirche Köln eingesetzt, die bereits Vereinskirche für den Gesellenverein war, und er wurde zum päpstlichen Geheimkämmerer ernannt.

Papst Johannes Paul II. sprach Adolph Kolping am 27. Okt. 1991 selig.

 

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Agathe Maria Dorothea Zeis, geb. Rudolf

(* 29. Mai 1840 Oschatz,  27. Dez. 1887 Bern)

 

Deutsche Pionierin der Milchwirtschaft. Stellte in der Radeberger Lehrmeierei Heinrichsthal den ersten deutschen Camembert her und führte die Produktion in ganz Deutschland ein.

 

Agathe Zeis stammte aus einem alten sächsischen Bauerngeschlecht und war mit dem Gutsinspektor Hermann Alexander Zeis verheiratet. 1877 kauften beide das Vorwerk Heinrichsthal bei Radeberg. 1880 schrieb sie ein Lehrbuch zur Ausbildung junger Mädchen in der Milchwirtschaft und gründete die „Lehrmeierei Heinrichsthal“, in der insgesamt 182 Schülerinnen und Schüler ihre Ausbildung erhielten. 1883 reiste sie in die Normandie, um die Herstellung des französischen Camemberts zu erlernen, den sie bereits im gleichen Jahr in der Meierei Heinrichsthal herstellte. 1884 erhielt sie das Patent, damit war die Meierei Heinrichsthal / Radeberg der erste Standort im Deutschen Reich, der diesen Käse produzierte. Agathe Zeis erhielt viele Auszeichnungen, und der sächsische König erhob sie zum „Königlich Sächsischen Hoflieferanten“. Nach einer Erweiterung der Firma und Zukauf weiterer Molkereien kam es zu existentiellen Schwierigkeiten. Sie versuchte 1887, Anleihen zu erhalten, um den drohenden Konkurs aufzuhalten und verstarb auf dieser Reise im Spital von Bern/Schweiz. Die Lehrmeierei Heinrichsthal wurde 1888 im Handelsregister gelöscht.

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August Bebel

(* 22. Februar 1840 Deutz/Köln, 

13. August 1913 Passung/Schweiz)

 

Deutscher Politiker, Publizist, Begründer der deutschen Sozialdemokratie

 

Ferdinand August Bebel gilt als Begründer der deutschen Sozialdemokratie und bis in die Gegenwart als eine herausragende historische Persönlichkeit.

Aufgewachsen in ärmlichen Verhältnissen, blieb dem begabten August Bebel eine höhere Schulbildung verwehrt, er musste das Handwerk eines Stellmachers erlernen. Auf seiner Gesellenwanderung und Suche nach Arbeit durch Deutschland kam er nach Leipzig. Hier betätigte er sich in der Bildungs- und Vereinsarbeit für Arbeiter und Handwerker. Ab 1865 kam es zur Begegnung und Zusammenarbeit mit Karl Liebknecht und der Zuwendung zu sozialistischem Gedankengut. Gemeinsam gründeten sie 1868 die Deutsche Volkspartei, den Vorläufer der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei. Bebel strebte die Schaffung einer demokratischen Gesellschaft an, setzte sich für die Emanzipation der Frauen und gegen Kinderarbeit ein. Ab 1867 war er Mitglied des Reichstages und wirkte bis zu seinem Lebensende als Parlamentarier. Von 1877 bis 1889 vertrat er den Dresdner Wahlkreis im Landtag des Königreiches Sachsen und war zu Wahlveranstaltungen, gemeinsam mit Karl Liebknecht, als Redner mehrmals im „Deutschen Haus“ auf der Bahnhofstraße in Radeberg vertreten.

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Johann Friedrich Balthasar Thieme

(* 4. Januar 1751 Radeberg,  13. Juli 1841 Radeberg)

 

Kaufmann, Senator, Bürgermeister und Chronist der Stadt

 

Johann Balthasar Thieme war im 18. /19. Jahrhundert ein angesehener Kaufmann, Handelsmann, Senator und von 1799 - 1806 Bürgermeister der Stadt Radeberg. Er unterstützte viele wohltätige Werke der Stadt. Seine besonderen Verdienste bestehen in der Erarbeitung einer Chronik zur Stadtgeschichte Radebergs, die er auf Grund der fast völligen Vernichtung der Schriftsätze und Urkunden durch die Stadtbrände von 1714 und 1741, als wichtiges Erfordernis ansah und für seine Stadt zu schreiben begann. Durch seine akribische Arbeit ist es heute möglich, alle wichtigen Ereignisse des Radeberger Stadtlebens und seiner umliegenden Dörfer nachzuvollziehen. Thiemes Arbeit wurde nach seinem Ableben durch den Kaufmann und Weinhändler Carl Alexander Knobloch, später durch den Urenkel Thiemes, Moritz Emil Gärtner, und den Sohn C.A. Knoblochs, Georg Knobloch, bis 1904 fortgesetzt.

Für seine Verdienste wurde Thieme anlässlich seines 88. Geburtstages 1839 durch den König von Sachsen mit der „Zivil-Verdienst-Medaille in Gold“ geehrt.

 

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Ludwig van Beethoven

(* 17. Dezember 1770 Bonn,  

26. März 1827 Wien/ Österreich)

 

Der deutsche Komponist, Pianist und Klaviervirtuose wird mit der Hinterlassenschaft von 9 Sinfonien, 5 Klavierkonzerten,16 Streichquartetten, 32 Klaviersonaten, 2 Messen und der Oper „Fidelio“ als zentrale Persönlichkeit der klassischen Musik gesehen, als Meister der Improvisation und Wegbereiter der Romantik. Er ist heute der meistaufgeführte Komponist der Welt.

 

Ludwig van Beethoven stammte aus einer Musikerfamilie, die kurz vor seiner Geburt von Brabant (Provinz Belgien) nach Bonn gezogen war. Der ehrgeizige Vater hatte das Ziel, ihn zu einem „Wunderkind“ zu machen. Ab dem vierten Lebensjahr erteilte er seinem Sohn, teilweise mit drastischen Erziehungsmethoden, Unterricht in Klavierspiel, Orgel und Violine. Misshandlungen des Vaters ausgesetzt, musste er mit elf Jahren die Schule verlassen und wurde Meisterschüler beim Hoforganisten Neefe. Mit 13 Jahren spielte er bereits im kurfürstlichen Orchester, mit 14 Jahren hatte er eine Festanstellung als Hoforganist. 1794 ging Beethoven nach Wien und wurde Meisterschüler bei Joseph Haydn und Antonio Salieri. 1795 trat er erstmalig mit eigenen Klavierkompositionen in adligen Häusern auf. Bewunderer und Förderer unterstützten ihn, so dass er als freier Komponist arbeiten konnte. 1796 war er auf Konzertreise als Pianist in Prag, Dresden und Berlin. Eine fortschreitende Gehörschädigung, die in den folgenden Jahren bis zu seinem Tode zu einer völligen Taubheit führte, machte sein Genie zu einem vereinsamten Menschen. Vorübergehend folgten Zeiten der Entmutigung und totalen Einsamkeit, auf die wieder höchste künstlerische Aktivitäten folgten, in denen er seine von revolutionärem Geist erfüllten größten Kompositionen schuf. Er starb in Wien hochverehrt am 26. März 1827. Am Tag seiner Beisetzung blieben die Schulen geschlossen, und 20.000 Menschen gaben ihm das letzte Geleit.

 

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Bruno Thum

(* 16. Okt. 1851, Berthelsdorf /Hainichen, 

8. Febr. 1938 Radeberg)

 

Kaufmann, Stadtrat, Ehrenbürger, Ehrenbranddirektor, Träger des Sächsischen Verdienstkreuzes.

Bruno Thum hat sich als Stadtrat, Gründer der Handelsschule und Branddirektor ehrenamtlich für die Stadt und ihre Bürger eingesetzt.

 

Bruno Thum war Kaufmann und Inhaber eines Kolonialwaren- und Lebensmittelgeschäftes in Radeberg. Mit seiner Bekanntheit als Geschäftsmann setzte er sich ehrenamtlich zum Wohle der Stadt ein, gehörte zu den Stadtverordneten ab 1884 und wirkte als Stadtrat fast ununterbrochen von 1892 - 1924.

Bruno Thum nahm als „Praktiker“ aktiv Einfluss auf die weitere Stadtentwicklung. So setzte er sich als Kaufmann für die kaufmännische Ausbildung des Berufsnachwuchses ein, war einer der Gründer der Handelsschule 1888, Vorsitzender des Handelsschulvereins und des Schulvorstandes, nebenberuflich fungierte er als Lehrer.

Besondere Verdienste erwarb er sich durch seine aktive, aufopferungsvolle Tätigkeit für den Aufbau der Freiwilligen Feuerwehr Radeberg, der er 42 Jahre als Hauptmann und Branddirektor in vorbildlicher Weise vorstand. Selbständig und mit großer Tatkraft war er an dem umfangreichen Ausbau für eine immer einsatzbereite und leistungsfähige Freiwillige Feuerwehr in Radeberg tätig. 1889 wurde er in den Landesausschuss Sächsischer Feuerwehren gewählt, 1893 zum Branddirektor der Stadt ernannt mit der Oberleitung des gesamten Feuerlöschwesens in Radeberg. 1906 führte er eine Unterstützungskasse der Feuerwehr Radeberg für in Not geratene Kameraden der Wehr ein (Bruno-Thum-Stiftung). Bruno Thum erhielt für seine Tätigkeit der Entwicklung des Feuerlöschwesens und der Brandsicherheit in Radeberg und deren Nachbarorte zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen.

 

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Carl Eschebach

(* 4.5.1842 Wittenberg,  † 8.2.1905 Monte Carlo/Monaco)

Unternehmer

 

Carl Eschebach war ein deutscher Unternehmer, der in Dresden 1867 eine Klempnerwerkstatt in der Pirnaischen Vorstadt gründete. Mit der Herstellung von Blechwaren, Küchenmöbeln und Haushaltgeräten stieg er innerhalb weniger Jahre vom Kleinunternehmer zu großem Wohlstand auf. 1886 erwarb er auf Grund der stetig steigenden Auftragslage ein weiteres Werk in Radeberg am Bahnhof (ehem. Saxonia-Eisenwerke). Die Betriebe wurden 1890 zusammengeschlossen zur Aktiengesellschaft „Vereinigte Eschebach‘sche Werke AG“ (VEWAG), mit Stammsitz in Dresden. Die Erzeugnisse wurden in die ganze Welt exportiert. Carl Eschebach war sozial für seine Beschäftigten engagiert, in Radeberg stellte er u.a. betriebseigene Wohnhäuser zur Verfügung.

Auf Grund seiner Verdienste wurde er 1892 zum Kommerzienrat und 1898 zum Geheimen Kommerzienrat ernannt. Seine Produkte wurden mit hohen Auszeichnungen, auch international, belegt.

Nach dem Ableben Carl Eschebachs und nach dem Ersten Weltkrieg konnte das Unternehmen nicht mehr an die Erfolgsserie anbinden. 1931 wurde das Dresdner Werk geschlossen und der Firmensitz nach Radeberg verlegt, 1946 wurde der Betrieb enteignet, 1972 dem Möbelkombinat Hellerau angeschlossen, 1990 privatisiert und nach Insolvenz im Jahr 2004 geschlossen.

 

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Epitaph Christoph Seydels an der Radeberger Stadtkirche
Epitaph Christoph Seydels an der Radeberger Stadtkirche

Christoph Seydel

(* 1670 Seidenberg,  1747 Radeberg)

Bürgermeister, Gründer des
„Radeberger Bades/Augustusbad“ bei Radeberg

 

Christoph Seydel wurde in Seidenberg (heute Zawidów, Polen) geboren. Die Familie kam als Glaubensflüchtlinge nach Radeberg. Seidel wurde Tischler und war von 1709 bis 1744 Bürgermeister bzw. Stellvertretender Bürgermeister der Stadt Radeberg. Nach dem verheerenden Stadtbrand Radebergs im Juli 1714 suchte Seidel in der Umgebung der Stadt nach geeigneten Materialien für den Wiederaufbau. Dabei stieß er mit seinen Begleitern in einem bewaldeten rechten Seitental der Großen Röder, dem zu Radeberg gehörenden Tannengrund, auf alte Bergwerksstollen mit eine Wasserader, die sich nach Prüfung der Inhaltsstoffe 1717 als Heilquelle erwies. Daraufhin eröffnete Seydel 1719 ein Heilbad, das als „Radeberger Bad“ bezeichnet wurde und später durch den Kurfürsten von Sachsen und König von Polen, August den Starken, den Namen Augustusbad erhielt. Diese durch Bürgermeister Seidel errichtete Kureinrichtung verhalf ihm und der Stadt Radeberg mit ihrem Umland zu einem deutschlandweiten Bekanntheitsgrad und zog viele berühmte Kurgäste an. Das Kurbad „Augustusbad“ bestand bis 1945.

 

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Dr. Albert Dietze

(* 20. August 1874 Gröba/Riesa, 

30. November 1966 Radeberg)

Humanist, Sanitätsrat, Verdienter Arzt des Volkes,
Ehrenbürger der Stadt Radeberg

 

Albert Dietze studierte nach seinem Abitur von 1894 - 1899 Medizin in Greifswald und Leipzig, erlangte 1899 seine Promotion zum Doktor der Medizin und ging als Praktikant nach Buddelstädt, Herzberg und Dresden. Als Schiffsarzt führte ihn seine Tätigkeit bis nach Südamerika. 1905 ließ er sich in Radeberg als praktischer Arzt nieder und praktizierte auf der Dresdner Str. 35 (heute Hauptstraße / Ecke Schulstraße), später auf der Pirnaer Str. 34 (heute Dr.-Albert-Dietze-Straße 4). Neben seiner Tätigkeit setzte er sich als Schularzt, Impfarzt und Mütterberatungsarzt verstärkt für die Volksgesundheit ein. Von 1915 - 1918 war er im Ersten Weltkrieg Stabsarzt an der Front. Ab 1921 übernahm er, bis zum Verbot durch die Nationalsozialisten 1933, den Aufbau und die Betreuung der „Arbeiter-Samariter-Kolonne“ in Radeberg.

Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte er sich, bereits über 70 Jahre alt, gemeinsam mit dem Arzt Dr. Paul Kirchner, unermüdlich und aufopfernd für die Krankenbetreuung der Bevölkerung und der vielen Flüchtlinge und Vertriebenen ein. Unter schwierigsten Bedingungen, mit Hausbesuchen bei Wind und Wetter zu Fuß, wurden ebenfalls die Patienten der umliegenden Dörfer betreut. Dr. Albert Dietze war mit Leib und Seele Arzt. Bis kurz vor seinem Lebensende praktizierte er bis zu seinem 90. Lebensjahr. Er erhielt 1960 die staatliche Auszeichnung „Verdienter Arzt des Volkes“, 1961 wurde ihm der Titel „Sanitätsrat“ verliehen, am 10. Juni 1964 verlieh ihm die Stadt Radeberg die Ehrenbürgerschaft. Im Jahr 1966 verstarb er, von seinen dankbaren Patienten hochverehrt, im Alter von 92 Jahren.

 

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Dr. Friedrich Wolf

(* 23. Dez. 1888 Neuwied/Rhein,  

5. Okt. 1953 Lehnitz/Oranienburg)

Arzt, Naturheilkundler, Schriftsteller, Dramatiker und Politiker

 

Friedrich Wolf war der Sohn einer jüdischen Kaufmannsfamilie. Er studierte Medizin, Philosophie und Kunstgeschichte in Bonn, Berlin und München. Sein praktisches Jahr als Arzt absolvierte er 1912/1913 in Meißen und Dresden, bevor er zum Dr. med. promovierte. Wolf wird als Charismatiker bezeichnet und vertrat die Idee der „Revolution von links“ zum Erreichen von Gerechtigkeit. Den Ersten Weltkrieg erlebte er als Truppenarzt an der Westfront – er wird Pazifist. Als Kriegsgegner verarbeitete Wolf seine Erlebnisse literarisch, schrieb gesellschaftskritische Gedichte, Romane, Dramen. Kunst wurde für ihn zur Waffe. Er kam 1918 als Kriegsdienstverweigerer nach Langebrück bei Dresden und arbeitete als Arzt in dem zum Lazarett umgebauten Kurhaus-Hotel. In Dresden trat er dem revolutionären Arbeiter- und Soldatenrat bei. Ab 1920 begann ein unstetes Leben als Armenarzt in Remscheid und auf der Schwäbischen Alb. Er wandte sich der Naturheilkunde zu und veröffentlichte 1927 zu diesem Thema ein Lehrbuch. Mit seinem Drama und dem Film „Cyankali“ setzte er sich für das Verbot des § 218 ein. Der Film wurde mit Machtantritt der Nazis 1933 verboten. Friedrich Wolf ging in die Emigration, die er interniert in Frankreich, jedoch größtenteils in der Sowjetunion verbrachte, wo er als Agitator gegen Deutschland tätig wurde.

Nach 1945 kehrt er nach Deutschland zurück. Aktiv als Dramatiker und Politiker, wurde er Kulturfunktionär und Botschafter in Polen. Als Nachlass hinterließ er 1953, als Dramatiker anerkannt, ein Lebenswerk mit sozialkritischen Theaterstücken, Romanen, Dramen, Kinderbüchern – geprägt von tiefer Humanität.

 

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Dr. Rudolf Friedrichs

(* 9. März 1892  Plauen,  13. Juni 1947 Dresden)

Jurist, Oberbürgermeister, Ministerpräsident des Landes Sachsen

 

Die Familie Rudolf Friedrichs‘ stammte aus dem Vogtland und siedelte 1905 mit ihm nach Dresden über. Nach dem Besuch der Dresdner Kreuzschule studierte er Staats- und Rechtswissenschaften sowie Volkswirtschaft an der Universität Leipzig. 1922 trat er als promovierter Jurist der SPD bei, arbeitete in Dresden in der inneren Verwaltung Sachsens und war ab 1927 SPD-Stadtrat. Mit der Machtübernahme der NSDAP 1933 wurde er aller Ämter enthoben, arbeitete als juristischer Berater und unterstützte Antifaschisten bei ihrer illegalen Tätigkeit.

Ende des Zweiten Weltkrieges ernannte ihn am 10. Mai 1945 der sowjetische Stadtkommandant zum Oberbürgermeister von Dresden, im Juni 1946 wurde er zum Präsidenten der Landesverwaltung Sachsen und im Oktober 1946 in das Amt des Sächsischen Ministerpräsidenten gewählt. In seine Amtszeit fiel 1946 die Zwangsvereinigung von SPD und KPD zur SED. Er bildete ein Parlament mit allen demokratischen Parteien, und unter seiner juristischen Führung konnte noch 1946 die sächsische Verfassung verabschiedet werden.

Dr. Rudolf Friedrichs setzte sich gegen den Willen der Besatzungsmacht für die deutsche Einheit ein.

 

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Dr. Wilhelm Külz

(* 18. Februar 1875, Borna,  10. April 1948, Berlin)

Politiker

Wilhelm Leopold Friedrich Külz war ein deutscher Politiker. 1926 war er Reichsinnenminister, 1945 bis 1948 Vorsitzender der LDP.

 

Der aus einer Pfarrersfamilie stammende Wilhelm Külz besuchte die Fürstenschule in Grimma, studierte Staatswissenschaften an den Universitäten Leipzig und Tübingen und arbeitete anschließend auf kommunaler Ebene. Er wurde Oberbürgermeister von Zittau und erhielt als Parteimitglied der DDP ab 1920 einen Sitz im Reichstag. 1921 zum Bürgermeister der Stadt Dresden gewählt, 1926/27 zum Reichsinnenminister ernannt, wurde er 1931 Oberbürgermeister der Stadt Dresden. Die Nationalsozialisten enthoben ihn 1933 seines Amtes, da er sich weigerte, ihre Fahne am Rathaus Dresdens zu hissen. Nach Kriegsende 1945 gründet er die LPD und wird deren Vorsitzender mit dem Ziel, liberalen Einfluss auf die weitere Politik in ganz Deutschland nehmen zu können, was jedoch nicht gelang. Sein besonderes Verdienst besteht u.a. in der Unterstützung der regionalen und internationalen Arbeit des Deutschen Hygiene Museums für die Volksgesundheitspflege.

 

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Elsa Fenske

(* 20. April 1899 in Aachen; † 29. Dezember 1946 in Dresden)

Politikerin, Widerstandskämpferin, Sozialfürsorgerin 

 

Die Tochter eines Fabrikanten aus Aachen begann sich frühzeitig für gewerkschaftliche und politische Arbeit zu interessieren. Bereits 1922 trat sie in Berlin der KPD bei und setzte sich zunehmend für Frauenfragen ein. In Berlin arbeitete sie als Korrespondentin in der Handelsvertretung der Sowjetunion. 1933 beteiligte sie sich illegal an dem Widerstand gegen die Nationalsozialisten, wurde verhaftet und wegen Hochverrat zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Die nächsten Jahre verbrachte sie in verschiedenen Konzentrationslagern bis zur Befreiung durch die Rote Armee 1945.

Am 8. Mai kam sie mit einer Initiativgruppe der KPD nach Sachsen und wurde nur wenige Tage später in Dresden als Stadträtin und Leiterin des Dezernats Sozialfürsorge eingesetzt. In dieser Funktion setzte sie sich beispiellos für die Registrierung, Versorgung und Unterstützung von 160.000 Flüchtlingen in Dresden und 6.000 Kriegswaisen ein, schuf im Schnellverfahren Kinderheime, Suppenküchen, Schulspeisungen, Hilfsangebote und setzte sich für ein einheitliches Versicherungssystem ein.

Am 29. Dez. 1946 verunglückte sie bei einem Autounfall auf vereister Straße zwischen Radeberg und Königsbrück.

 

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Ernst Braune

(* 29. Dezember 1853 Friedeburg/Saale, 

24. Februar 1942 Radeberg) 

Ernst Braune war SPD-Politiker, Konsumgenossenschafter und sozialdemokratischer Kommunalpolitiker in Radeberg

 

Er besuchte als Sohn eines Bergarbeiters die Volksschule und erlernte das Müllerhandwerk. Die anschließende Gesellenwanderung auf der Suche nach Arbeit führte ihn nach Freiberg, wo er um 1880 ein Geschäft betrieb. In dieser Zeit kam er mit der aufstrebenden Genossenschaftsbewegung in Berührung. Sein weiterer Lebensweg führte ihn nach Dresden, wo er 1894 in dem „Consum-Verein Pieschen“ Lagerhalter wurde (heute Verkaufsleiter). In dieser Funktion kam er 1898 nach Radeberg in den „Consumverein Vorwärts für Radeberg und Umgegend“.

Seit 1896 war er Mitglied der SPD und wurde 1905 als erstes SPD-Mitglied in den Radeberger Stadtrat gewählt. Im Jahr 1912 gründete Ernst Braune die erste Gemeinnützige Wohnungsbaugenossenschaft in Radeberg als Arbeitersiedlung, heute Ernst-Braune-Siedlung. 1919/20 war er Mitglied der Sächsische Volkskammer und wurde Mitglied des SPD Landesvorstandes Sachsen. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 erfolgte seine Verhaftung und Inhaftierung, und er wurde zur Aufgabe seiner politischen und gemeinnützigen Arbeit gezwungen.

 

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Hermann Ferdinand Freiligrath

(* 17. Juni 1810, Detmold/ Fürstentum Lippe, 

18. März 1876, Cannstatt/ Stuttgart)

Ferdinand Freiligrath war ein deutscher Lyriker, Dichter,
Verfasser politischer Schriften, Demokrat und
Übersetzer.

 

Nach dem Abschluss einer Kaufmannslehre widmete sich Ferdinand Freiligrath dem Schreiben von Gedichten, die zuerst der Lyrik zugewandt waren, später jedoch politischen Charakter annahmen. Er veröffentlichte in Zeitungen und widmete sich der Übersetzung englischer Lyrik. Einige Zeit verbrachte er in Amsterdam, kehrte nach Deutschland zurück und arbeitete im Kontor eines Großhandelshauses. Ein erster Gedichtband wurde veröffentlicht, weiterhin viele politische Texte von ihm, die angeregt durch die Bekanntschaft mit Karl Marx, nach einem Aufenthalt in Brüssel entstanden. Über Lebensstationen in der Schweiz und England kam er nach Ausbruch der Revolution 1848 nach Deutschland zurück, wo er sich politisch betätigte und der frühen Arbeiterbewegung anschloss. 1848 wird er Redakteur der in Köln durch Karl Marx gegründeten „Rheinischen Zeitung“ und Mitglied im Bund der Kommunisten. Auf Grund seiner reaktionären Gedichte und revolutionären Sprache wurde er angeklagt und ging wegen drohender Verhaftung ins Exil nach London. Mit Marx kam es zum Bruch, und er wandte sich der Bewegung nationaldemokratischer Emigranten zu. 1875 ging Freiligrath in die Schweiz und übernahm bis zu seinem Lebensende die Redaktion einer Zeitschrift.

 

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Franz Schubert

(* 31. Januar 1797 Wien, 

19. November 1828 Wien)

Franz Schubert war ein österreichischer Komponist. Obwohl er schon im Alter von 31 Jahren starb, hinterließ er ein reiches und vielfältiges Werk.

 

Dazu zählen 600 Vokalwerke (Lieder), Sinfonien, Kirchenmusik, Opern, Bühnenmusik, Klavier- und Kammermusik. Besondere Aufmerksamkeit erzielte seine Bühnenmusik zum Theaterstück „Rosamunde“, die Liederzyklen „Die schöne Müllerin“ und die „Winterreise“. Schuberts Werk verdeutlicht seine Zeit – es steht am Übergang von der Klassik zur Romantik. Er wird als Meister des Kunstliedes bezeichnet und war wegweisend für die Komponisten des 19. Jahrhunderts, wie Robert Schumann und Johannes Brahms.

Franz Schubert wurde bereits im Alter von 5 Jahren durch seinen Vater, der Lehrer war, an die Musik herangeführt, er erlernte mehrere Instrumente und das Orgelspiel, wurde Sängerknabe der Wiener Hofkapelle und erhielt Unterricht in Komposition. Frühzeitig schuf er erste Sinfonien, Messen und komponierte poetische Werke nach Gedichten von Goethe. Mit 21 Jahren wurde er Berufsmusiker, hatte aber kein festes Einkommen und war auf Hilfe seiner Freunde angewiesen. Er lebte Zeit seines Lebens in bescheidenen Verhältnissen, obwohl er unermüdlich und produktiv arbeitete. Seine Werke wurden, in ihrer großen Bedeutung, erst nach seinem Tode von einem großen öffentlichen Publikum wahrgenommen und gewürdigt.

 

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Friedrich (Fritz) Seifert

(* 22. April 1890,  18. März 1935)

Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus

 

Friedrich Wilhelm Albert Seifert wurde am 22. April 1890 in Radeberg geboren. Er erlernte als Arbeitersohn das Glasmacherhandwerk und wurde mit seiner sozialistischen Einstellung, nach den durchlebten Kriegsschrecknissen des Ersten Weltkrieges, Mitglied der KPD, wo er als zuverlässiger Funktionär auftrat. Er lebte mit seiner Familie in der Neuen Str.12 (heute Dr.-Wilhelm-Külz-Str. 12). Mit dem Niedergang der Glasindustrie und der einsetzenden großen Arbeitslosigkeit wurde er erwerbslos. Als KPD-Mitglied trat er offen gegen das nationalsozialistische System auf und wurde nach den einsetzenden Kommunistenverfolgungen, die mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten nach dem Reichstagsbrand 1933 begannen, wegen Vorbereitung zum Hochverrat verhaftet. Er war bereits krank und wurde in verschiedene Gefängnisse verschleppt. Der „Volksgerichtshof“ verurteilte Friedrich Seifert am 6. Sept. 1934 wegen Sprengstoffvergehens zu drei Jahren Zuchthaus, und er wurde nach Zwickau überführt. Mit ihm erhielten 14 weitere Widerstandskämpfer des Radeberger Landes hohe Zuchthausstrafen. Verhöre und harte Haftbedingungen führten am 18. März 1935 zu seinem Tode.

 

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Friedrich Wilhelm August Fröbel

(* 21. April 1782 Oberweißbach/Thür. Wald,  

21. Juni 1852 Marienthal)

Friedrich Fröbel ist der erste Pädagoge, der die Wichtigkeit der frühkindlichen Entwicklung und Formung bei Kindern für ihre weitere menschliche Entwicklung erkannte. Er wurde zum Begründer des „Kindergartens“, mit pädagogischen Konzepten für Bildung, Erziehung und Betreuung. Seine Pädagogik wird bis heute weltweit erfolgreich fortgeführt.

 

Aus eigenen Kindheitserlebnissen, nach dem frühen Tod seiner Mutter, begann sich der Pfarrerssohn Friedrich Fröbel frühzeitig mit Ideen des Pädagogen Johann Heinrich Pestalozzi und dessen Lehren auseinanderzusetzen. Nach einer Landwirtschafts- und Försterlehre 1797-1799 folgten Studium der Naturwissenschaften in Jena, Tätigkeiten als Landmesser und Privatsekretär. 1805 ging er nach Frankfurt/Main an die Pestalozzi-Musterschule, wurde Hauslehrer einer adligen Familie und lebte bis 1810 in Pestalozzis Institut in der Schweiz, wo er dessen Methoden weiterentwickelte. Nach Studien in Göttingen und Berlin gründete er 1816 die erste „Allgemeine Deutsche Erziehungsanstalt“ in Griesheim/Thüringen. Ideen und Ansichten wurden publiziert. Weitere Projekte folgten mit einer Erziehungsanstalt und einem Waisenhaus in der Schweiz. Ab 1837 widmete sich Fröbel in Thüringen der Erziehung vorschulpflichtiger Kinder. Er gründete eine „Pflege-, Spiel- und Beschäftigungsanstalt“, um Kleinkinder planvoll an die Natur und an geistige Betätigung heranzuführen. Die Herstellung von altersgerechtem Spielmaterial begann. 1840 entstand in Blankenburg der erste „Allgemeine deutsche Kindergarten“, ab 1842 begannen Kurse für Kindergärtnerinnen, ab 1850 gründete er die erste Schule für diese Ausbildung. Die preußische Staatsverwaltung erließ 1851 ein Kindergartenverbot, das erst 1860 aufgehoben wurde. Friedrich Fröbel verstarb bereits 1852 – sein Werk lebt weiter!

 

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Galileo Galilei

(* 15. Februar 1564 in Pisa,  

8. Januar 1642 in Arcetri/ Florenz)

Italienischer Universalgelehrter, dessen Entdeckungen in der Mechanik und Astronomie bis heute bahnbrechend sind. Er war Philosoph, Mathematiker, Physiker, Ingenieur, Astronom und Kosmologe. Mit seinen bahnbrechenden astronomischen Entdeckungen veränderte er die Weltsicht. Trotz Drohung, Verhaftung und Verurteilung durch die Römisch-Katholische Kirche setzte er sich für die Durchsetzung der Lehre des von Kopernikus entwickelten heliozentrischen Weltbildes als allgemeingültige Lehre ein. Außerdem perfektionierte er das Fernrohr und führte Untersuchungen zum Magnetismus durch.

 

Geboren wurde Galileo Galilei als Sohn eines verarmten Patriziers in Pisa. Nach der Übersiedlung der Familie nach Florenz wurde er mit vierzehn Jahren Novize in einem Kloster und von Mönchen unterrichtet. Ein Medizinstudium in Pisa ab 1580 und ein anschließendes Mathematikstudium in Florenz rundeten die Ausbildung ab. In dieser Zeit setzte er sich auch mit Hydraulik, Mechanik und den Schriften des griechischen Mathematikers Archimedes auseinander, 1586 hatte er bereits eine hydrostatische Waage zur Dichtemessung konstruiert. In Pisa übernahm er 1589 den Lehrstuhl für Mathematik, 1592 ging er als Professor nach Padua. Hier konstruierte er den ersten Proportionszirkel, errechnete auch die Gesetzmäßigkeiten des Fadenpendels, entwickelte das Fernrohr weiter. Mit diesem technisch verbesserten und mit zwanzigfacher Vergrößerung präzisierten Fernrohr begann er das Studium von Mond und Planeten, die Beschaffenheit der Milchstraße und der Mondoberfläche zu beschreiben. Seine Beobachtungen widersprachen der bisherigen aristotelischen Lehre vom geozentrischen Weltbild, das von der römisch-katholischen Kirche vertreten wurde. Galilei begann, sich mit dem heliozentrischen Weltbild des Nikolaus Kopernikus zu beschäftigen, dass nicht die Erde der Mittelpunkt war, sondern die Sonne, um die sich die Planeten drehten. Durch intensive Beschäftigung fand er die Erklärung für die Gezeiten. Seine wissenschaftlichen Erkenntnisse publizierte Galilei im Jahr 1610 in seinem Werk "Sternenbotschaft".

Bei seinem Besuch des Papstes Paul V. in Rom 1611 wurde er zum Mitglied der kirchlichen Academia ernannt, vom Großherzog von Medici in Florenz zum ersten Philosophen und Hof-Mathematiker. Diese Position befreite ihn von jeder Lehrverpflichtung, und er widmete sich der Forschung. Neue Entdeckungen des Saturn-Ringes und der Sonnenflecken folgten. Mit der weiteren Infragestellung des bisherigen Weltbildes, der wissenschaftlichen Gegenüberstellung biblischer Texte zu wissenschaftlichen Erkenntnissen, wurden seine Arbeiten als ketzerisch bezeichnet und behandelt, er verfiel der Zensur und dem Verbot, zu lehren und zu verbreiten. Er arbeitete an einer Schrift „Dialog über die Gezeiten“ und wurde nach deren Veröffentlichung in Rom der Ketzerei angeklagt, 1633 zu lebenslangem Hausarrest verurteilt, das Werk wurde verbrannt. Bis zu seinem Lebensende 1642 musste er, trotz seiner Erblindung, auf seinem Landgut außerhalb von Florenz zubringen. In Florenz wurde er anonym bestattet. Erst im Jahr 1992 wurde er durch den Vatikan rehabilitiert.

 

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Georg Büchner

(* 17. Oktober 1813, Riedstadt b. Darmstadt, 

19. Februar 1837, Zürich/Schweiz)

Karl Georg Büchner war ein deutscher Schriftsteller, Mediziner, Naturwissenschaftler und Revolutionär. Er gilt als einer der bedeutendsten Literaten des Vormärz. Er starb im Alter von 23 Jahren. Teile seines Werkes zählen zur Exil-Literatur.

 

Georg Büchner studierte Medizin, Naturwissenschaften, Geschichte und Philosophie in Straßburg und Gießen. Er schloss sich der radikalen Freiheitsbewegung an, gründete eine Untergrundorganisation „Gesellschaft der Menschenrechte“, um auf die Zustände im Großherzogtum Hessen aufmerksam zu machen, verfasste Flugblätter und rief zur Revolution auf. Verfolgt, floh er im März 1835 nach Straßburg, dann in die Schweiz, wo er nach seiner erfolgreichen Dissertation eine Anstellung an der Philosophischen Fakultät erhielt. Mehrere literarische und gesellschaftskritische Werke entstanden in dieser Zeit, wie „Dantons Tod“ und „Woyzeck“. In Zürich infizierte er sich an Typhus und starb im Alter von dreiundzwanzig Jahren.

 

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Johann Wolfgang von Goethe

(* 28. August 1749 Frankfurt a. Main,  

22. März 1832 Weimar)

 

Bis heute ist Goethe die bedeutendste deutsche Persönlichkeit der Literatur. Er ist der Inbegriff für Sprachreformation, Sprachkultur und kulturelle Geistigkeit. Er war ein Multitalent als Dichter, Kritiker und vielseitiger Naturforscher. Eine ganze Kulturepoche wurde mit dem Begriff der „Goethezeit“ nach ihm benannt, und er beeinflusst bis heute die deutsche Literatur.

 

Johann Wolfgang von Goethe war Sohn einer wohlhabenden Frankfurter Familie und erhielt, gemeinsam mit seiner Schwester Cornelia, durch Privatlehrer eine umfassende Bildung in allen Bereichen der Künste und Wissenschaften, mehrerer Sprachen und Musikunterricht. 1765 begann Goethe ein Jura-Studium in Leipzig, das er nur halbherzig betrieb, da er lieber Vorlesungen der Theologie, Medizin und Naturwissenschaften besuchte. 1768 unterbrach er das Studium, kehrte nach Frankfurt zurück und setzt es 1770 in Straßburg fort. Mit einer Disputation erwarb er den Grad eines Lizentiaten. In Straßburg traf er mit Johann Gottfried Herder zusammen, und es kam zu einer lebenslangen Freundschaft. Goethes Liebesbeziehungen zu mehreren Frauen führten in diesen Jahren zu einer Vielzahl von Gedichten. Er kehrte 1771 nach Frankfurt zurück, eröffnete im Haus der Eltern eine Kanzlei und wurde gleichzeitig Rezensent des „Frankfurter Gelehrten Anzeigers“. In dieser Zeit verarbeitet er eine amouröse Dreiecksbeziehung im „Werther“, einem Roman, welcher über Deutschland hinaus Aufsehen erregte. Goethe wurde damit bekannt und zur Symbolfigur des „Sturm und Drangs“. 1774 begegnete Goethe in Frankfurt dem Erbprinzen Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach. Auf dessen Einladung hin kam Goethe 1775 an den Hof von Weimar, wurde in den Staatsdienst eingestellt und gefördert. Es folgten höchste Positionen und Geschenke, wie das Gartenhaus im Park an der Ilm. Er entdeckte sein Interesse für Mineralogie, Geologie, die Farbenlehre, Botanik, Zoologie. Auf seiner Italienreise von 1786-1788 studierte er die Baukunst und die bildenden Künste, sammelte Kunstwerke der Antike und fertigte eigene Zeichnungen und Studien an. Zurückgekehrt nach Weimar, wurde ihm das Amt eines Kulturministers übertragen, auch die Aufsicht über die Universität Jena, und er leitete das Hoftheater. 1794 begann die Freundschaft mit Friedrich Schiller, die zu einer produktiven Schaffensperiode führte. Begegnungen mit Frauen spielten in seinem Lebenswerk immer eine bedeutende Rolle der Inspiration. In den letzten Lebensjahrzehnten vollendet er den Faust Teil II. Er hinterließ mit seinem Ableben am 22. März 1832 ein unvorstellbar wertvolles, literarisches und naturwissenschaftliches Werk für die Nachwelt. Seine Grabstätte befindet sich in der Fürstengruft zu Weimar, neben Friedrich Schiller.

 

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Carl Heinrich Gläser

(* 31. Okt. 1831 Erdmannsdorf / Erzgebirge,
  5. Dez. 1903 Dresden)

 

Carl Heinrich Gläser war ein deutscher Sattler, Kutschen- und Wagenbauer in Dresden. Er war Inhaber der Firma „Heinrich Gläser, Sattlerei und Wagenbauanstalt“ in Dresden, Rampischestraße 6. Sein Name steht für die weltbekannte Marke in der Autoindustrie „Gläser Karosserie Dresden“, obwohl er selbst nie eine Autokarosserie gebaut und diese Entwicklung stets abgelehnt hatte. Legendär ist sein Ausspruch zu seinem Firmen-Mitinhaber Emil Heuer (1857-1934), der auch Wagenfabrikant in Radeberg war: „Und dass du niemals solche Stinkekutschen baust!“. Emil Heuer hatte sich schon länger mit der Innovation der motorbetriebenen Automobile beschäftigt und begann nach dem Tod Heinrich Gläsers mit dem Bau von Autokarosserien unter der Marke „Gläser Karosserie Dresden“. Emil Heuer war der Pionier, der einzigartige Autokarosserien unter der Marke „Gläser Karosserie Dresden“ schuf.

Heinrich Gläser war der Sohn des Strumpfwirkers und Spinnmeisters Johann Gotthelf Gläser aus dem Erzgebirge und übernahm 1864 in Dresden, auf der Rampischestraße 24 (später Nr. 6), die Werkstatt des verstorbenen Sattlermeisters Kästner, dessen Witwe er heiratete. In der kleinen Werkstatt begann er als Sattlermeister mit der Endfertigung von Kutschwagen und Pferdeschlitten. Die gute Qualität seiner Kutschen und Wagen ließ ihn ab 1871 zum „Königlichen Hoflieferanten“ aufsteigen, ab 1874 wurde ihm der Titel „Königlicher Hofwagenbauer“ verliehen. Die Roh-Karossen baute er nicht selbst, sondern bezog sie von Zulieferbetrieben, wie der Wagenfabrik Emil Heuer in Radeberg. Gläser beschränkte sich in seiner Dresdner Firma auf die Ausstattung der Kutschen mit Sattler-, Lackier-, Beschlag-, Posamentier-, Goldarbeiten bis zur Endmontage und Auslieferung an die Kunden. Ab 1900 wurde der Radeberger Wagenfabrikant Friedrich August Emil Heuer Mitinhaber in Gläsers Firma und erhielt ebenfalls den Titel „Königlicher Hofwagenbauer“. Er betrieb außer seiner Radeberger Wagenfabrik bereits eine Reparaturwerkstatt in Dresden auf dem Freiberger Platz 17. Als Gläser 1903 im Alter von 72 Jahren verstarb, wurde Emil Heuer sein Firmennachfolger. Als Inhaber von zwei Firmen, der Radeberger „Wagenfabrik Emil Heuer“ und der „Heinrich Gläser – Sattlerei und Wagenbauanstalt“ in Dresden, führte er die Betriebe in Arbeitsteilung. Sein Radeberger Betrieb stellte die Roh-Karosserien her, die Dresdner Firma fertigte die Innenausstattung. Seinen Radeberger Stammbetrieb stellte er unter Prokura seines Bruders Robert Heuer. Emil Heuer wandte sich ab 1903 erfolgreich der Karosserieherstellung für die aufkommende Automobilindustrie zu und entwickelte einzigartige Karosserieschöpfungen für fast alle Automobilhersteller weltweit. Da er die bereits bekannte Marke „Gläser Karosserie Dresden“ für seine innovativen Fahrzeuge weiterführte, blieb sein Name als eigentlicher Schöpfer weitestgehend unbekannt und wurde hinter der Gläser-Marke fast vergessen. Er entwickelte seine Firmen zur „Heinrich Gläser-Luxuskarosserie und Wagenfabrik“, unter seiner Leitung begann ab 1925, gemeinsam mit seinen Söhnen, die Entwicklung von „Gläser Cabriolets“ der Luxusklasse. Der Name der Marke „Gläser Karosserie Dresden“ wurde mit diesen innovativen Prototypen und Kleinserien unter diesem Markenzeichen weltweit berühmt. Später wurden die Firmen ab 1933 zur Gläserkarosserie GmbH, die nach der Enteignung ab 1953 zum VEB IFA Karosseriewerk Dresden (KWD) Werk I und II werden sollten. 

 

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Christian Johann Heinrich Heine

(* 13. Dezember 1797 Düsseldorf,   17. Februar 1856 Paris) 

Heinrich Heine war ein deutscher Dichter, Journalist und Schriftsteller, der nachhaltig die deutsche Sprache prägte. Sein Werk ist vielschichtig und umfasst von Texten der Lyrik, polemischen Streitschriften bis hin zu journalistischen Kritiken Texte aller Art. Er fühlte sich zu den revolutionären Ideen des „Vormärz“ hingezogen, letztendlich nach Niederschlagung der Revolution 1848/49 zog er sich frustriert vom Ausgang der Revolution zurück.

 

Heinrich Heine war der Sohn eines jüdischen Tuchhändlers in Düsseldorf. Nach dem Schulbesuch, zuerst einer israelitischen Privatschule, dann Wechsel in eine christliche städtische Grundschule Düsseldorfs, begann er eine Ausbildung zum Bank-Kaufmann bei seinem Onkel in Hamburg. Unter einem Pseudonym wurden erste Gedichte veröffentlicht. 1820 begann er ein Studium in Göttingen, führte es in Berlin weiter und promovierte 1826 zum Doktor der Rechte. Er ließ sich protestantisch taufen. 1831 siedelt er nach Paris über und arbeitete als Redakteur für die „Augsburger Allgemeinen Zeitung“. Er veröffentlichte Artikelserien, Gedichte, Lyrikbände, Reiseberichte. 1835-1840 wurden seine Werke in allen Mitgliedsstaaten des deutschen Bundes verboten. In den Jahren 1843/44 unternahm er seine letzten Reisen zum Besuch seiner Mutter nach Deutschland. Erschüttert über die Zustände von Armut und Unterdrückung entstand eine Sammlung Gedichte, darunter „Deutschland. Ein Wintermärchen“ und „Die armen Weber“. 1848/50 erkrankt Heine schwer, wurde unheilbar ans Bett gefesselt und erblindete fast vollständig. Mehrere Veröffentlichungen seiner Werke erfolgten noch. Er starb am 17. Februar 1856 in Paris und wurde auf dem Friedhof von Montmartre beigesetzt.

 

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Juri Alexejewitsch Gagarin

(* 9. März 1934 Kluschino, Russische SFSR,  

27. März 1968 bei Nowosjolowo)

Er war ein sowjetischer Kosmonaut und der erste Mensch im Weltall, der am 12. April 1961 mit einem spektakulären Raumflug die Erde umkreiste.

 

Juri Gagarin war der Sohn einer einfachen russischen Bauernfamilie. Nach seinem Schulbesuch, unterbrochen durch die Ereignisse des Zweiten Weltkrieges, zog er 1949 in einen Vorort Moskaus und absolvierte bis 1951 an der Handwerkerschule die Lehre eines Gießers. Ein Studium am Industrietechnikum in Saratow schloss sich bis 1955 an. Hier wurde er Mitglied im Aero-Klub, legte erste Flugprüfungen ab und trat in die Luftstreitkräfte ein. Er wurde an der Fliegerschule Orenburg aufgenommen, 1957 zum Leutnant ernannt und diente bis 1959 in einem Jagdfliegerregiment der Seeflotte. 1959 erfolgte die Beförderung zum Oberleutnant. 1960 wurde er als Kandidat für einen Weltraumflug ausgewählt und erhielt eine 10-monatige Ausbildung zum Kosmonauten.

Am 12. April 1961 erfolgte der weltweit erste, spektakuläre Raumflug mit dem Raumschiff „Wostok 1“, und er umrundete in 108 Minuten die Erde. Gagarin wurde zum Idol. In der Sowjetunion erfolgten zahlreiche Beförderungen und Auszeichnungen. Bis 1963 war er Kommandeur der sowjetischen Kosmonauten. Am 27. März 1968 verunglückte Juri Gagarin bei einem Übungsflug mit einer MIG-15UTI tödlich. Die Umstände des Absturzes sind bis heute unklar.

 

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Käthe Kollwitz

(* 8. Juli 1867, Königsberg,  22. April 1945, Moritzburg)

 

Deutsche Grafikerin, Malerin und Bildhauerin

 

Käthe Kollwitz zählt zu den bekanntesten deutschen Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts. Sie schuf mit ihrem Lebenswerk tief berührende Lithografien, Radierungen, Kupferstiche, Holzschnitte und Plastiken, die in ihrer emotionalen Tiefe eigene Erfahrungen widerspiegeln. Es ist Kunst, die Expressionismus und Realismus in sich vereint. Die künstlerische Entwicklung von Käthe Kollwitz begann bereits in Königsberg, wo sie durch ihr Elternhaus gefördert wurde und Unterricht erhielt. Mit 18 Jahren begab sie sich nach Berlin an die Damenakademie für Berliner Künstlerinnen, weitere Studien führten sie 1890 nach München.

Verheiratet mit einem Arzt, zog sie nach Berlin in den Arbeiterbezirk Prenzlauer Berg und hatte hier viele Kontakte mit berühmten Künstlerkollegen. Allgemeine Aufmerksamkeit erzielten ihre Arbeiten auf der Berliner Kunstaustellung 1898 mit einem erschütternden Zyklus „Die Weber“. Als ihr Sohn 1914 in der Ersten Flandernschlacht fällt, wird sie zum Pazifisten und interessiert sich für sozialistische Ideen. Sie begann sich zunehmend zu organisieren und nutzte ihre Kunst, „um soziale Bedingungen darzustellen“. 1919 wurde sie als erste Frau zur Professorin an der Akademie der Künste zu Berlin erhoben. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde ihre Kunst als „entartet“ eingestuft, und sie verlor ihre Professur, konnte aber weiterarbeiten. In Berlin ausgebombt, ging sie nach Nordhausen, bis sie eine Einladung des jüngsten Sohnes des letzten sächsischen Königs erhielt, in Moritzburg zu wohnen. Hier verstarb sie nur wenige Tage vor Ende des Zweiten Weltkrieges.

 

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Johannes Kepler
(* 25. Dezember 1571 Weil/ Württemberg, 
† 15. November 1630 Regensburg)

 

Er ist einer der bedeutendsten Astronomen der frühen Neuzeit. Mit den Entdeckungen der Planetenbewegung gehört er zu den Wegbereitern eines neuen wissenschaftlichen Weltbildes, mit dem religiöse  Auffassungen überwunden und naturwissenschaftliche Erkenntnisse Grundlage der weiteren Entwicklung wurden.

 

Johannes Kepler erfuhr seine erste Bildung als armer Stipendiat am Gymnasium in Maulbronn, anschließend studierte er an der Württembergischen Landesuniversität Tübingen lutherische Theologie, Mathematik, Astronomie. Er wurde Anhänger der Lehre des Kopernikus, der entgegen der kirchlichen Dogmen die Zentralstellung der Erde verneinte. Nach Abschluss der Studien wirkte er in Graz als protestantische Lehrkraft und als Mathematiker für die neue protestantische Landesregierung. Zu seinen Aufgaben zählte die Erarbeitung eines amtlichen Kalenders mit astronomischen Angaben, für den umfassende Berechnungen erforderlich waren. Dadurch vertiefte sich sein Interesse für Astronomie. 1599 wurde er in Prag Mitarbeiter des berühmten Astronomen Tycho Brahe, später wirkte er als Hofastronom des Kaisers Rudolf II. In diese Zeit fielen seine Untersuchungen der Planetenbewegungen und die Berechnung der Mars-Bahn. Seine Ergebnisse und Berechnungen neuer astronomischer Tafeln veröffentlichte er in mehreren Werken. Der Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges, mehrere Reisen in seine Heimatstadt, um seine der Hexerei angeklagte Mutter zu retten, unterbrachen sein Schaffen.1628 trat er in die Dienste des Kaiserlichen Feldherrn Wallenstein ein, der ihm eine Professur an der Rostocker Universität zugesagt hatte. Kepler trat vor Beginn, zur Eintreibung offener Gehaltsforderungen, eine Reise nach Regensburg zu dem dort stattfindenden Reichstag an. Geschwächt verstarb er wenige Tage nach seiner Ankunft.

 

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Gotthold Ephraim Lessing

(* 22. Januar 1729 Kamenz/Oberlausitz,  
15. Februar 1781 Braunschweig)

Lessing war ein bedeutender Dichter im Zeitalter der Aufklärung. In seinen Werken fühlte er sich dem Toleranzgedanken verpflichtet („Nathan der Weise“). In seinen Dramen prangerte er die gesellschaftlichen Zustände an und geißelte die herrschende Klasse. Einen wesentlichen Einfluss hatte er auch auf die Entwicklung des Theaters – weg von der Burleske zur Vermittlung anspruchsvoller Literatur in der Öffentlichkeit mit entsprechender Sozialkritik. Seine Dramen sind von solch hoher Aussage und besitzen nach wie vor ihren hohen Gegenwartsbezug, so dass sie seit ihrer Entstehung ununterbrochen gespielt werden.

 

Der Sohn einer Pfarrerfamilie besuchte die Stadtschule in Kamenz und wurde als begabter Schüler von 1741 bis 1746 an der Afra-Fürstenschule in Meißen weiter ausgebildet. In Leipzig studierte er anschließend Theologie und Medizin, wobei er sich immer wieder der Poesie und dem Theater zuwandte. Hier begegnete er der Schauspieltruppe der Caroline Neuber, für die er einige Theaterstücke aus dem Französischen übersetzte und die sein erstes Theaterstück „Der junge Gelehrte“ aufführte. Nach seinem Studium ging er als freier Schriftsteller nach Berlin, beendete sein Studium in Wittenberg und promovierte 1752 zum Magister. In dauerhafter Geldnot nahm er 1760 in Breslau eine Stelle als Sekretär bei General Tauentzien an, 1767 wurde er Dramaturg und Berater am Hamburger Nationaltheater und ging nach dessen Schließung 1770 als herzoglicher Bibliothekar nach Wolfenbüttel. Nach dem frühen Tod seiner Frau verschlechterte sich sein Gesundheitszustand. Er verstarb in seiner Wohnung in Braunschweig, sich bis zum letzten Atemzug über die aktuelle Kirchenpolitik ereifernd. Auf Grund seiner humanistischen Haltung, über alle Konfessionen hinweg, und das Vertreten eines klaren Standpunktes, hatte er viele Feinde. Sämtliche Nachrufe und Lobgedichte wurden verboten. Sein Grab erhielt erst 1793, von seinem einstigen Verleger, einen Grabstein gegen das Vergessen.

 

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Nicolaus Copernicus

(* 19. Februar 1473, Thorn/ Westpreußen, 
  24. Mai 1543, Frauenburg)

Astronom

 

Nikolaus Kopernikus war Domherr des Fürstbistums Ermland in Preußen, Astronom und Mediziner, der sich der Mathematik und Kartographie widmete.

 

Kopernikus sorgte im 16. Jahrhundert für den Umsturz eines ganzen Weltbildes - er bewies, dass sich die Erde um die Sonne dreht und nicht umgekehrt. Die Lehre von Kopernikus veränderte das Bewusstsein der Menschheit und wird als Beginn der Neuzeit angesehen.

Kopernikus wuchs in einer reichen Kaufmannsfamilie auf. Da sein Onkel Bischof war, wurde für ihn eine kirchliche Laufbahn vorgesehen. Er studierte Kirchenrecht in Bologna, Astronomie, ging nach Rom, Padua und Ferrara, wo er Medizin studierte. Anschließend war er sieben Jahre bei seinem Onkel in Diensten. Erst nach dieser Zeit, um 1510 als Domherr in der Verwaltung des Domkapitels, begannen seine Studien der Himmelskörper und ihrer Bahnen. Durch Beobachtungen und Berechnungen kam er zu der Erkenntnis: Alle Bahnkreise umgeben die Sonne, die bewegungslos ruht, die Erde dreht sich einmal im Jahr um die Sonne und einmal am Tag um die eigene Ache. Diese revolutionären Erkenntnisse wurden zwei Monate vor seinem Tod gedruckt und nach ihrem Erscheinen von der katholischen Kirche sofort auf den Index der verbotenen Schriften gesetzt. Erst 1835, nach 200 Jahren, wurde das Verbot aufgehoben. Die Wahrheit und die Wissenschaft hatten gesiegt. 

 

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August Friedrich Ernst Langbein

(* 6. Sept. 1757 Radeberg,  2. Jan. 1835 Berlin)

Deutscher Dichter und Romanschriftsteller

 

August Friedrich Ernst Langbein entstammte einer Radeberger Amtmann-Dynastie. Sein Großvater, Johann Balthasar Langbein (* 1688, † 13. Febr.1753 Radeberg) und sein Vater Ernst Ludwig Langbein (* 23. Jan. 1734 Radeberg, † 3. März 1824 Radeberg) hatten ihren Amts- und Wohnsitz im Radeberger Schloß Klippenstein. Hier wuchs Langbein als das älteste von 15 Kindern auf, unterrichtet von einem Privatlehrer. Als Zwölfjähriger schrieb er erste Gedichte, fünfzehnjährig kommt er für fünf Jahre auf die St. Afra-Fürstenschule nach Meißen und wird auf die Beamtenlaufbahn vorbereitet. Ein Jura-Studium in Leipzig schließt sich an. Hier kommt er mit Werken von Goethe, Schiller, Schlegel und Lessing in Berührung, verfasst selbst zahlreiche Gedichte, Verse, Romane. Erste Texte werden veröffentlicht. 1781 beendet er erfolgreich sein Studium und erhält in Großenhain eine erste bescheidene Anstellung, geht 1785 nach Dresden als selbständiger Advokat, erlebt wirtschaftliche Not und geht 1785 wieder für die nächsten 14 Jahre in ein schlechtbezahltes Anstellungsverhältnis als Kanzlist im Geheimen Archiv Dresden. In dieser Zeit veröffentlicht er einige Werke und bessert damit seine Finanzen auf.

Er heiratet 43jährig und geht nach Berlin als freier Literat. Es kommt zum Bruch mit der Familie, die ihn in Radeberg als zukünftigen Amtmann sehen wollte. Er gerät auch in Berlin in wirtschaftliche Not und Armut. Erst 1820 erhält er in Berlin wieder eine Anstellung in Staatsdiensten als „Zensor für Literatur“, wobei er seine eigenen Werke aus den Katalogen gestrichen haben soll. Er starb 1835 in ärmlichen Verhältnissen. Der Nachlass seines literarischen Werkes besteht aus Romanen, Lustspielen, Erzählungen, Gedichten und Aphorismen, die zu seiner Zeit eine große Leserschaft hatten und dem Zeitgeschmack entsprachen.

 

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Hermann Löns

(* 29. August 1866 in Culm/ Westpreußen,  

26. September 1914 bei Loivre/ Reims)

Der Journalist, Schriftsteller und Heimatdichter wurde durch seine Idealisierung der Natur zu seinen Lebzeiten zum Mythos.  

 

Als Sohn eines Gymnasiallehrers begann Hermann Löns, nach seinem Schulbesuch und dem abgelegten Abitur in Münster, ab 1887 mit einem Medizinstudium an der Universität Greifswald. Er wechselte 1888 nach Göttingen und kehrte 1889 in das Elternhaus zurück. Sein Studium hatte er aufgegeben. Mehrere kurzzeitige Beschäftigungen bei Zeitungen als Journalist folgen, aus denen er wegen Unpünktlichkeit und Alkoholneigung entlassen wird. 1892 beginnt er eine Karriere bei einer Zeitung in Hannover als Journalist und arbeitet sich vom freien Mitarbeiter zum Chefredakteur hoch. Er wird Buchautor, Dichter, Naturliebhaber und Heidedichter und nimmt die Lüneburger Heide als Grundstimmung seiner zahlreichen Kurzgeschichten und Erzählungen. Mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges meldet er sich als Kriegsdienstfreiwilliger, vermutlich wegen privater Probleme, und fiel einen Monat nach seinem Dienstantritt bei einem Sturmangriff auf feindliche Linien.

 

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Friedrich Ludwig Jahn

(* 11. August 1778 Lanz, 15. Okt. 1852 Freyburg/Unstrut

Pädagoge, Turnvater

 

Johann Friedrich Ludwig Christoph Jahn, bekannt als „Turnvater Jahn“ war ein deutscher Pädagoge, der die sogenannte deutsche Turnbewegung initiierte. Aus dem von ihm begründeten Turnen ging u. a. die heutige Sportart Geräteturnen hervor.

 

Sein Streben galt der Ertüchtigung junger Menschen durch Leibesübungen im Freien, verbunden mit nationaler und patriotischer Erziehung. In seinem 1810 erschienenen Buch „Das Deutsche Volkstum“ legte er dazu seine Gedanken dar. Bereits 1811 wurden seine Bemühungen um das „Turnen“ – wie er es nannte – mit der Einweihung des ersten öffentlichen Turnplatzes auf der Berliner Hasenheide belohnt.

1813 wurde er mit seinen Turnern Kommandant im Lützower Freikorps und diente nach der siegreichen Völkerschlacht bei Leipzig mit verschiedenen Aufträgen der Preußischen Regierung, die ihm in Anerkennung seines Wirkens einen lebenslangen Ehrensold gewährte. Bis 1819 entstanden in Preußen und anderen deutschen Staaten über 150 Turnplätze. Jahn hielt Vorträge über das deutsche Volkstum, in denen er das politische System und die Kleinstaaterei angriff. Er wurde zu fünf Jahren Festungshaft verurteilt, und die Turnvereine wurden bis 1842 verboten. Friedrich Ludwig Jahn nahm nach der Revolution 1848 an der Gründung des Deutschen Turner-Bundes teil. Er bekannte sich in seiner Rede eindrucksvoll zur deutschen Einheit, konnte jedoch nicht mehr an einstige Erfolge anschließen. Außer einer großen Idee und Bewegung ist auch sein Wahlspruch für die Turner mit den „4 F“ geblieben: Frisch, Fromm, Fröhlich, Frei!

 

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Wolfgang Amadeus Mozart

(* 27. Januar 1756 Salzburg/ Fürstbistum Salzburg,

5. Dezember 1791 Wien)

 

Er war ein Salzburger Wunderkind auf musikalischem Gebiet und trat an fast allen europäischen Fürstenhöfen auf, später wurde er gefeierter Musiker und Komponist der Wiener Klassik.

 

Sein Vater erkannte frühzeitig das besondere Talent seines Sohnes, mit dem sich Geld verdienen ließ. Wolfgang Amadeus besaß das absolute Gehör, mit 3 Jahren erhielt er Klavierunterricht, mit 4 Jahren Geigenunterricht, mit noch nicht 6 Jahren spielte er sein erstes öffentliches Konzert. Mit 12 Jahren hatte er bereits drei Opern komponiert, sechs Sinfonien und hunderte weitere Werke. Die Familie war mit ihm und seiner ebenfalls begabten Schwester ständig an allen Fürstenhöfen und bedeutenden Adelshäusern zu Konzerten geladen. Bereits im Alter von 13 Jahren wurde er erzbischöflicher Hofkonzertmeister in Salzburg, trat mit seinem Vater die erste von drei Reisen nach Italien an und erhielt vom Papst Clemens XIV. den Orden „Ritter vom Goldenen Sporn“. Außerdem wurde er Ehrenkapellmeister der Accademia Verona. Er arbeitete ununterbrochen an Sinfonien, geistlichen Werken, Serenaden, Opern. Konzertreisen führten ihn mehrmals nach Italien, Paris, zurück nach Salzburg, wo er eine Hoforganisten-Stelle des Fürsterzbischofs erhielt. Die auferlegten Beschränkungen veranlassten ihn, nach Wien zu reisen, wo er 1782 heiratete. Mit seinen Kompositionen verdiente er viel Geld, womit er und seine Frau jedoch nicht umgehen konnten. Seine letzten Lebensjahre waren von Rastlosigkeit und ständigen Schuldenproblemen gekennzeichnet, aber auch vom Entstehen seiner schönsten Werke. Total verarmt starb er als einer der größten Musiker am 5. Dezember 1791 in Wien, nur 35 Jahre alt. Er wurde in einem Armengrab anonym beigesetzt!

 

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Neil Armstrong

(* 5. Aug. 1930 Wapakoneta/ Ohio,  
25. August 2012 Cincinnati/ Ohio)

 

Er war ein US-amerikanischer Testpilot und Astronaut. Als Kommandant von Apollo 11 flog er mit zwei weiteren Kosmonauten zum Mond und betrat ihn als erster Mensch am 21. Juli 1969.

 

Neil Armstrong, als Jugendlicher begeisterter Pfadfinder und Flugzeugmodellbauer, war fasziniert von der Fliegerei. Bereits mit 17 Jahren erwarb er die Pilotenlizenz, ab 1947 begann er ein Studium, um Flugzeugingenieur zu werden. 1949 wurde er zum Militärdienst eingezogen und in Florida zum Kampfpiloten ausgebildet. 1950 war er im Koreakrieg eingesetzt. Nach seiner Rückkehr 1952 in die USA setzte er sein Studium fort und erhielt 1955 den Bachelor in Luftfahrttechnik. Er wurde Testpilot für viele Flugzeugtypen und Raketenflugzeuge mit der Aufgabe, sie konstruktiv zu verbessern. Außerdem belegte er Studienkurse für die Luft- und Raumfahrttechnik und gehörte ab 1958 zu der ersten US-amerikanischen Astronautengruppe der NASA. In Kalifornien flog er bahnbrechende Hochgeschwindigkeitsflugzeuge von über 200 verschiedenen Flugzeugtypen bis zum Raketenflugzeug. Ab 1962 wechselte er in das Raumfahrtprogramm, wurde als Kommandant für Raumflüge nominiert, und es gelang ihm mit seinem Piloten, das erste Mal im All zwei Raumfahrzeuge aneinanderzukoppeln. Seiner Nominierung am 20. Juli 1969 für den Weltraumflug zum Mond, folgte nach der Mondlandung seine weitere Aufgabe, als erster Mensch den Mond zu betreten. Dieses einzigartige Ereignis erfolgte am 21. Juli 1969 mit den Worten an die Bodenstation:

„Das ist ein kleiner Schritt für den Menschen,
ein riesiger Sprung für die Menschheit“.

 

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Otto Bauer

(* 18. Aug. 1850 Zwickau,  23. Oktober 1916 Radeberg)

 Bürgermeister in Radeberg  1895 - 1916

 

Als der langjährige Radeberger Bürgermeister Max Rumpelt 1895 in den Ruhestand ging, fiel die Wahl der Radeberger Ratsherren für den Nachfolger im Amt auf die Bewerbung des erfahrenen Bürgermeisters Otto Bauer aus Ronneburg. Otto Bauer war 1873 Referendar bei der Stadt Leipzig gewesen, von 1876-1893 Bürgermeister in Burgstädt, anschließend von 1893-1895 Bürgermeister in Ronneburg.

Am 2. Oktober 1895 traf Otto Bauer mit seiner Familie per Eisenbahn in Radeberg ein, feierlich begrüßt von den Ratsherren. Seine Amtseinweisung erfolgte am 3. Oktober 1895. Er wurde zum Bürgermeister von 10.295 Einwohnern, und seine Amtszeit wurde geprägt durch eine zunehmende Stadtentwicklung Radebergs zur Industriestadt, mit einer Glasindustrie in höchster Blüte. Die zunehmende Zahl der Einwohner brachte neue Herausforderungen mit sich: 1897/98 wurde die Knabenschule, heute Pestalozzischule, erbaut, 1898 der neue Bahnhof in Betrieb genommen, 1904 erfolgte die Anerkennung der Höheren Knabenschule als Realschule, die 1912 ihr eigenes Gebäude auf dem Freudenberg erhielt. 1905 wurde die Mädchenschule am Niedergraben mit einem Gebäude erweitert und 1906 erhielt Radeberg sein modernes Krankenhaus. Die Stadt vergrößerte sich unaufhaltsam, und die Stadtverantwortlichen waren mit der Anlegung neuer Straßen und Fußwege, wo einst nur Straßengräben waren, mit Beschleusungs- und Kanalisationssystemen und ständigen erforderlichen Weiterentwicklungen in der Pflicht. Der Erste Weltkrieg brachte neue Herausforderungen mit sich. Der rastlose Bürgermeister Otto Bauer verstarb am 23. Oktober 1916, kurz vor seinem Eintritt in den Ruhestand.

 

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Karl Otto Uhlig

 (* 12.4.1872 Neuwelschhufe bei Dresden, 
† 27.4.1950 Radebeul)

 

Karl Otto Uhlig war Sozialdemokrat und erwarb sich große Verdienste um die sächsische Landes-  und
Kommunalpolitik.

 

Der gelernte Buchdrucker engagierte sich frühzeitig im Verband der Buchdrucker, später wurde er Vorsitzender des Sozialdemokratischen Vereins Dresden Altstadt, 1905 Stadtverordneter in Dresden, Redakteur der „Volkszeitung“ in Zittau, wird 1913 zum Landessekretär der SPD Sachsens ernannt, 1918 Reichstagsabgeordneter, 1919 - 1920 sächsischer Minister des Innern, stellvertretender Ministerpräsident und Mitglied des Reichsrats.

Von September 1920 bis März 1933 war Otto Uhlig Erster Bürgermeister der Stadt Radeberg. Trotzt seiner SPD-Zugehörigkeit war Uhlig ein überparteilich agierendes Stadtoberhaupt, dem das Wohl der Stadt stets oberstes Gebot war. Am 9. März 1933 wurde er von seinem Bürgermeisteramt durch die Nationalsozialisten enthoben, in Ruhestand ohne Rentenanspruch versetzt und der Stadt verwiesen. Die Stadt Radeberg verlieh ihm auf Grund seiner Verdienste als Kommunalpolitiker 1948 die Ehrenbürgerschaft, verbunden mit einer finanziellen Absicherung in seiner Notsituation.

 

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Johann Heinrich Pestalozzi

(* 17. Januar 1746 Zürich,  
17. Februar 1827 Brugg/ Kanton Aargau)

 

Pestalozzi war ein Schweizer Schul- und Sozialreformer, Pädagoge, Philanthrop, Philosoph und Politiker.

 

Johann Heinrich Pestalozzi wurde geprägt durch den frühen Verlust des Vaters und die ängstliche Fürsorge seiner Mutter. Während seiner Schulausbildung in Zürich kam er frühzeitig mit den Gedanken der Aufklärung in Kontakt. Sein Professor für Geschichte und Politik war am Züricher Gymnasium Johann Jakob Bodmer, der dem intelligenten Pestalozzi Gedanken alter und neuer Philosophen vermittelte. Pestalozzi setzte sich in ersten Schriften mit selbstherrlichen Regierungsformen Herrschender auseinander. Ein Theologie- und Jurastudium brach er ab und nahm eine Lehre in der Landwirtschaft auf, um als Bauer zu leben. Nach seiner Heirat 1769 erwarb er im Dorf Birr Land und baute einen Neuhof auf. Das landwirtschaftliche Unternehmen scheiterte, ebenfalls der nachfolgende Versuch, eine Armenanstalt zu betreiben. Er folgte der Empfehlung, Schriftsteller zu werden und veröffentlichte zahlreiche politische Schriften mit dem Versuch, Einfluss auf politische Verhältnisse und die Volkserziehung in der Schweiz zu nehmen. Zahlreiche Fabeln und Romane führten zu seinem Erfolg. 1798 erhielt er, nach dem Einmarsch französischer Truppen in die Schweiz, von der neuen Regierung die Aufgabe, die Leitung einer Waisenanstalt in Stans zu übernehmen. Diese pädagogischen Erfahrungen publiziert er mit Erfolg und wurde Lehrer. Er gründete ein Lehrerseminar mit einer Erziehungsanstalt auf Schloss Burgdorf. Mit weiteren Mitarbeitern wurden gänzlich neue Unterrichtsmethoden entwickelt und veröffentlicht. Interessierte aus ganz Europa, so auch der deutsche Pädagoge Fröbel, besuchten sein Seminar. 1804 eröffnete er in Yverdon eine neue Einrichtung in der französischen Schweiz. Ökonomische Schwierigkeiten und jahrelange Streitigkeiten zwischen den Mitarbeitern ruinierten das Unternehmen. Pestalozzi zog sich wieder auf seinen Neuhof zurück und begann den Aufbau einer Armenanstalt. Am 17. Februar 1827 verstarb er, nachdem er noch eine umfangreiche Darstellung seiner Erziehungslehre fertiggestellt und veröffentlicht hatte.

 

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 Johann Joachim Quantz

(* 30. Jan. 1697 Scheden,   12. Juli 1773 Potsdam) 

Er war Flötist, berühmter Komponist und Flötenlehrer Friedrichs des Großen. Auf seiner Gesellenwanderung war er kurzzeitig in Radeberg und erlebte hier den großen Stadtbrand 1714.

 

Quantz stammte aus Scheden, einem kleinen Ort im damaligen Kurfürstentum Braunschweig Lüneburg (heute Landkreis Göttingen/ Niedersachsen). Mit zehn Jahren Vollwaise geworden, übernahm ein Onkel, der Stadtmusikus in Merseburg war, seine Ausbildung. Der junge Quantz spielte bereits in dieser Zeit als Aushilfe in der Hofkapelle des Prinzen von Sachsen-Merseburg. Als der Prinz am 2. Juni 1714 verstarb, waren die Musiker in der Zeit der mehrmonatigen Hoftrauer ohne Einkommen, und Quantz begab sich auf Gesellenwanderung zu Fuß nach Dresden, um eine Musikantenstelle als Stadtpfeifer zu erhalten. Als das misslang, begab er sich nach Radeberg, wo er als Stadtpfeifer angestellt wurde. Gerade angekommen, wurde die gesamte Stadt am 13./14. Juli 1714 durch einen Stadtbrand völlig zerstört, und Quantz wanderte bereits einen Tag später aus dem total zerstörten Radeberg nach Pirna, um in Lohn und Brot zu kommen. Sein weiteres Leben verlief abenteuerlich: 1716 Anstellung in Dresden, dann Aufnahme in der polnischen Kapelle August II., Studium in Wien, Unterricht im Spiel der Querflöte, Studienreise nach Italien, Paris und London, Kennenlernen des preußischen Kronprinzen Friedrich 1728 in Dresden, dem er nach Berlin folgte und fortan Flötenunterricht erteilte. Als König von Preußen ernannte Friedrich der Große Quantz 1741 zu seinem Kammermusikus und Hofkomponisten. Diese bevorzugte Stellung am Hof nahm er bis zu seinem Tod ein. Er hinterließ mehr als 200 Flöten-Solosonaten, 300 Flötenkonzerte, Triosonaten und Hornkonzerte, dazu Anweisungen zum Spielen der Flöte.

 

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 Walther Rathenau

(* 29. September 1867 Berlin,

  (ermordet)    24. Juni 1922 Berlin)

Der deutsche Industrielle Walther Rathenau war Schriftsteller und liberaler Politiker. Er wurde als Reichsaußenminister Opfer eines politisch motivierten Attentats der rechtsradikalen Organisation Consul.

 

Walther Rathenau wuchs in großbürgerlichen Verhältnissen in Berlin auf. Nach dem Abitur 1884 nahm er ein Studium der Philosophie, Physik, Chemie in Berlin auf, dass er an der Universität Straßburg fortsetzte und mit der Promotion in Elektrotechnik abschloss. Sein Vater bestand auf seiner betrieblichen Nachfolge im väterlichen Unternehmen AEG. Ungeachtet seiner unternehmerischen Tätigkeit vertrat er in Veröffentlichungen immer wieder Ansichten der bürgerlich-liberalen Opposition gegen den Wilhelminismus des Kaiserreiches. Während des Ersten Weltkrieges verstärkten sich seine politischen Ambitionen, nach dem Krieg strebte er eine bürgerliche Sammelpartei an. In der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) wurde er Wirtschaftssachverständiger, dann Wiederaufbauminister der Regierung, setzte sich gegenüber Frankreich und Großbritannien für die Herabsetzung der Reparationskosten ein und konnte dies auch durchsetzen. Am 31. Januar 1922 wurde er Außenminister. Auf der Weltwirtschaftskonferenz von Genua im April gelang ihm der deutsch-sowjetische Vertragsabschluss von Rapallo für eine außenpolitische Handlungsfreiheit Deutschlands. Durch diesen erfolgreichen außenpolitischen Verständigungskurs fühlten sich Rathenaus Gegner provoziert und planten ein Attentat. Am 24. Juni 1922 wurde er in Berlin-Grunewald von zwei Offizieren der rechtsradikalen Organisation Consul auf offener Straße erschossen.

 

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Richard Wagner

(* 22. Mai 1813, Leipzig,  13. Februar 1883, Venedig)

Richard Wagner war ein deutscher Komponist, Dramatiker, Dichter, Schriftsteller, Theaterregisseur und Dirigent. Seine Musikdramen werden als bedeutendste Erneuerung der europäischen Musik im 19. Jahrhundert verstanden.

 

Richard Wagner war nicht nur Musikerneuerer, der die bisherige Musikform in die Moderne führte, sondern auch ein revolutionärer Geist. Aus einfachen Verhältnissen stammend, ging sein musikalischer Weg nach einem Musikstudium in Leipzig nach Würzburg, Magdeburg, Königsberg und Riga. Erste Opern entstanden. Vor seinen Gläubigern flüchtete er über Norwegen, London nach Paris, wo er in großer Not lebte. Erst mit der Uraufführung des „Rienzi“ 1842 in Dresden kam der Durchbruch - er wurde bekannt, berühmt und zum Königlich-Sächsischen Hofkapellmeister ernannt. 1849 kämpfte er auf den Dresdner Barrikaden an der Seite der Aufständischen und musste danach flüchten. Aufenthalte in der Immigration führten über die Schweiz an verschiede Orte. Ab dem Jahr 1864 unterstützte ihn der bayrische König Ludwig II.

Wagners Schaffen nahm zunehmend den Charakter großer Musikdramen an, wie der Opernzyklus „Ring der Nibelungen“. Im Jahr 1872 ging Wagner nach Bayreuth und gründete das Festspielhaus, das 1876 eingeweiht und nach seinem Tode durch seine zweite Ehefrau Cosima, die Tochter von Franz Liszt, weitergeführt wurde.

 

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 Robert Blum

(* 10. November 1807, Köln, 

9. November 1848, Wien/Österreich)

 

Robert Blum war ein deutscher Politiker, Publizist, Verleger und Dichter in den Jahren vor und während der Revolution von 1848.

 

Er verkörperte die zentrale Gestalt der deutschen Demokratie- und Freiheitsgeschichte. Als Vordenker wurde er der Wegbereiter unserer heutigen freiheitlich-demokratischen Grundordnung. Blum forderte in seinen Reden die politische Mitbestimmung der Bürger, eine parlamentarische Verfassung für den Rechtsstaat, die soziale Sicherheit und freien Zugang zu Bildung. Mit seinen Reden vor der Nationalversammlung in Frankfurt trat er für Frieden, Freiheit und Demokratie ein, und er war auch bereit, seine Visionen mit Waffengewalt zu verfechten. Als er sich in Wien an dem Volksaufstand beteiligt, wird er nach dessen Zerschlagung verhaftet, seiner Immunität enthoben und hingerichtet.

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Robert Bosch

(* 23. September 1861, Albeck / Langenau, 

12. März 1942, Stuttgart)

Industrieller

 

August Robert Bosch war ein deutscher Industrieller, Ingenieur und Erfinder. Mit der Eröffnung der Werkstätte für Feinmechanik und Elektrotechnik im Jahr 1886 in Stuttgart legte er den Grundstein für die heutige Robert Bosch GmbH.

 

Er wurde zu einem der erfolgreichsten deutschen Unternehmer des 20. Jahrhunderts. Nach einer Lehrzeit als Feinmechaniker bildete er sich auf dem Gebiet der Elektrotechnik weiter und sammelte Erfahrungen auch in den USA und Großbritannien. Als er in Stuttgart seine erste Werkstatt für Feinmechanik eröffnete, wurde das zum Beginn seines späteren Weltunternehmens. Mit der Entwicklung und Produktion von Zündern begann die internationale Expansion des Betriebes, der vor allem mit elektrischem Zubehör für die Automobilindustrie wuchs.

Für seine Arbeiter in den Werken gründete er zahlreiche Wohltätigkeitseinrichtungen. Sein wachsendes Vermögen setzte er für gemeinnützige Projekte ein, um mit zahlreichen Stiftungen Einfluss auf die Lebensverhältnisse seiner Zeit zu nehmen.

 

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Friedrich von Schiller

(* 10. November 1759 Marbach a. Neckar,  

9. Mai 1805 Weimar)

 

Johann Christoph Friedrich Schiller, ab 1802 „von“ Schiller, war Arzt, Dichter, Philosoph, Historiker und gehört zu den bedeutendsten deutschen Dramatikern, Lyrikern und Essayisten. Schiller sah das Theater, ebenso wie Lessing, als Wirkungsstätte, um den Zuschauern Missstände aufzuzeigen („Kabale und Liebe“ - Verkauf der Landeskinder als Soldaten nach Amerika durch den Herzog), zum Nachdenken anzuregen und die Gesellschaft zu verbessern. Schiller war in seinem Werk ein Rebell gegen Ungerechtigkeit.

 

Er wurde als Sohn eines württembergischen Militärarztes geboren, der streng auf die Bildung seines Sohnes achtete. Bereits mit 6 Jahren konnte er rechnen und schreiben und wurde in Latein und Griechisch unterrichtet. Nach dem Umzug der Familie nach Ludwigsburg besuchte er die Lateinschule. In dieser Zeit entstanden erste Gedichte und Theaterstücke. Gegen seinen Willen und den seiner Eltern, kam er „als Landeskind, das dem Herzog Carl Eugen von Württemberg gehörte“, 1773 als 14-jähriger auf die Militärakademie in Karlsruhe. Gezwungen, Jura zu studieren, befahl der Herzog zwei Jahre später ein Medizinstudium. Unfreiheit, Zwang und Drill verarbeitete er in seinem Theaterstück „Die Räuber“, das er unter größter Gefahr der Entdeckung heimlich nachts schrieb. Nach seiner Dissertation 1780 erhielt er den Befehl, eine Stelle als Regimentsarzt anzutreten. Aus diesem Konflikt der erzwungenen Hörigkeit gegenüber seinem Landesherrn befreite sich Schiller durch Flucht, zuerst nach Thüringen, später nach Dresden zu seinem späteren Freund Christian Gottfried Körner. In dieser Zeit erstmalig erfahrener Freiheit und Lebensfreude in Dresden entstanden bedeutende Werke, u. a. auch seine Ode „An die Freude“, später durch Beethoven in der 9. Sinfonie vertont.

1787 kam Schiller auf Einladung des Hofes nach Weimar und in Kontakt mit den Großen seiner Zeit: Wieland, Herder, Goethe. Letzterer vorerst in kühler Distanz zu Schiller, der in Jena wohnte und eine Professur für Geschichte an der Universität erhalten hatte. Seine Schaffensprozesse wurden immer wieder von Krankheiten und Schwächephasen unterbrochen, tägliche Sorgen des Broterwerbs für die inzwischen gegründete Familie überschatteten seine Dichtung. Er arbeitete unermüdlich, gab eine literarische Monatsschrift „Die Horen“ heraus, später als „Xenien“, die mit Gelehrten wie Humboldt, Fichte und dem dazugewonnenen Goethe hohe Maßstäbe setzte. Mit Goethe begann eine inspirierende Partnerschaft. Es entstanden Schillers größte Dramen, die immer wieder den Menschheitstraum beinhalteten, die Idee von Freiheit und Würde des Menschen. Er wurde als „Dichter der Deutschen“ gefeiert. 1799 siedelte er nach Weimar über. 1802 erhob ihn der Kaiser in Wien in den Adelsstand. Rastloses Schaffen, Krankheiten, Nervenfieber, Sorgen um die tägliche Existenz schwächten seine Widerstandskraft und führten am 9. Mai 1805 zu seinem frühen Tod im Alter von nur 45 Jahren. Er wurde in einem Massengrab auf dem Jakobsfriedhof beerdigt und erhielt erst 1827 die späte Würdigung mit einem Sarkophag in der Fürstengruft Weimar.

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 Theodor Körner

(* 23. September 1791 Dresden,  

26. August 1813 Rosenow/ Mecklenburg)

 

Karl Theodor Körner war ein deutscher Dichter, schrieb Dramen für das Wiener Burgtheater, war Liederdichter und dramatischer Dichter der Freiheitsbewegung im napoleonischen Befreiungskrieg und verkörperte nach seinem Tode, zum Helden erhoben, die patriotische Identifikationsfigur des Lützowschen Freikorps.

 

Als Sohn des Oberappellationsgerichtsrats Christian Gottfried Körner, der ein enger Freund Friedrich Schillers war, kam Theodor Körner frühzeitig mit Literatur und Dichtung in Berührung. Er erhielt Privatunterricht und besuchte die Kreuzschule Dresden. 1808 begann er ein Studium an der Bergakademie in Freiberg. Ab 22. Juli 1809 hielt er sich mit Studienfreunden in Radeberg und dem Radeberger Bad (Augustusbad) auf, wo die Studenten die alten Bergwerksstollen des „Augustusbades“ besichtigten und die weitere Umgebung auf einer Gebirgswanderung erforschten. Körner wandte sich bereits in dieser Zeit der Dichtung zu und gab 1810 eine Gedichtsammlung heraus. 1810 begann er ein Jura-Studium in Leipzig, wurde wegen Beteiligung an verschiedenen Händeln studentischer Gruppen der Universität verwiesen, musste fliehen, begann nochmals ein Studium in Berlin und gab auch dieses nach einer Erkrankung auf. Auf Wunsch des Vaters ging er im August 1811 nach Wien, studierte Geschichte und verfasste zahlreiche Lustspiele und Dramen. 1813 erhielt er eine Anstellung als Dichter am Wiener Burgtheater. Im März 1813 trat er in Breslau dem Lützowschen Freikorps bei, wurde im Juni schwer verwundet und nahm nach kurzer Genesungszeit wieder an Kämpfen teil. Am 26. August 1813 wurde er bei den Kämpfen um Gadebusch tödlich verwundet.

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Wilhelm Rönsch

(* 7. Nov. 1820 Wiesau/Schlesien,  1875 Radeberg)

Industrieller, Gründer der ersten Glasfabrik in Radeberg

 

Johann Heinrich Wilhelm Rönsch stammte aus einer Glasmacherfamilie und erlernte ebenfalls den Beruf eines Weißglasmachers. Als er 1844 in die Familie Hirsch einheiratet, pachtet er gemeinsam mit zwei Brüdern seiner Frau eine Hohlglashütte bei Kamenz. 1858 kommt er nach Radeberg und erbaut auf dem ersteigerten Gelände des Gutes Röderhausen (heute etwa hinter Dresdner Straße 34) die erste Radeberger Glasfabrik. Seine beiden Schwager vergrößerten mit ihrem Zuzug nach Radeberg das Unternehmen. Wilhelm Rönsch, der die Verhältnisse der Glasmacherfamilien aus eigenem Erleben kannte, begann auf seinem Gelände Häuser für die Glasmacher zu errichten. 1873 wurde sein Betrieb in eine Aktiengesellschaft überführt, 1874 schied er aus dem Unternehmen aus, blieb jedoch weiterhin im Glasgeschäft, nachdem er für seinen Sohn ebenfalls eine Glashütte erbaut hatte. Er erwarb 1874 die Radeberger Herrenmühle und gründete an der Pulsnitzer Straße mit zwei Partnern eine Papierfabrik (später Noske & Co), in der es 1875 zu einer Dampfexplosion kam, in deren Folge Wilhelm Rönsch und sein Sohn verstarben.

 

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