In Memoriam Bodo Muche

Bodo Muche Nachruf deutsch
Laudatio in Deutsch
Eulogy in english
Eulogy in english

Nach langer, schwerer Krankheit ist Bodo Muche am 16. Dezember 2017 in seinem Heim am Mt. Glenhowden / Queensland im Kreise seiner Familie verstorben. 

Die Gedenk- und Trauerfeier findet am 28. Januar 2018 im Kreise seiner Familie und Freunde in der
Somerset Regional Art Gallery (Toogoolawah, Queensland) an seiner berühmten Rothirsch-Skulptur statt.


In der Zeitung "die Radeberger" Nr. 1/2018 vom 6. Januar 2018 ist dazu ein Nachruf bzw. eine Würdigung veröffentlicht worden.  

Diese ist den Hinterbliebenen in Australien auf ihren besonderen Wunsch auch in Englisch übergeben worden.


Bodo Muche 

*    8. Dezember 1939 in Radeberg;

  16. Dezember 2017 in Glenhowden / Queensland, Australien

 

Wenn / Wem die Welt zu eng wird...

Künstlerbiografie eines  Bildhauers und Bronzegießers in Australien

 

Nachfolgender Beitrag zu Leben und Wirken von Bodo Christian Muche  ist in leicht abgewandelter Form im Oktober 2016 in Heft 14 der "Radeberger Blätter zur Stadtgeschichte"  veröffentlicht worden.  Anlässlich der Präsentation des Bandes 14 am 20.10.2016 im Festsaal des Schlosses Klippenstein Radeberg hielt Renate Schönfuß-Krause einen audio-visuellen Vortrag über Leben und Wirken von  Bodo Muche.

Der Beitrag wurde veröffentlicht in:  

"die Radeberger";  Unabhängige Heimatzeitung mit Amtsnachrichten,

         als Fortsetzungsreihe

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Dieser Artikel ist auch als PDF-Version verfügbar.

 

Lesen Sie dazu auch das Exposé.


Renate Schönfuß-Krause

Wenn / Wem die Welt zu eng wird...

Bodo Muche (* 1939 in Radeberg;   † 2017 Glenhowden/Australien)

Künstlerbiografie eines  Bildhauers und Bronzegießers in Australien


Seine Kunst brachte selbst Queen Elizabeth II. zum Staunen, als sie anlässlich ihres offiziellen Besuches als englische Königin und als „Ihre Majestät und Königin von Australien“ am 30. April 1988 die Eröffnung der Weltausstellung „World Expo 88“ in Brisbane, der Hauptstadt des Bundesstaates Queensland/Australien, vornahm. Hier sah sie eine von dem Bildhauer Bodo Muche für die australische „Stockman’s Hall of Fame and Outback Heritage Centre“ geschaffene Freiplastik in Bronze, die den Titel „Merino-Mutterschaf mit Lamm“ trug. Das Thema hatte einen geschichtlichen Hintergrund und war von Bodo Muche zu dem damaligen Ereignis bewusst gewählt worden, denn die „World Expo 88“ war ein Teil der Zweihundertjahrfeier anlässlich der Anfänge der europäischen Besiedlung Australiens im Jahr 1788. Diese begann mit der Ankunft der ersten englischen Sträflingsflotte und Einfuhr der ersten Merino-Schafe auf diesem Kontinent, die das Überleben der Häftlinge absichern sollten.

Für den gebürtigen Radeberger Bodo Muche, der mit seiner australischen Ehefrau Robyn als Künstlerpaar 1978 von Afrika nach Australien übergesiedelt war und in Queensland das „Bodo Muche Foundry Studio“ gegründet hatte, gehörte es zu einer besonderen Ehre, der Königin von England eine Bronze-Kleinplastik (Maquette) dieser Skulptur der Merino-Schafe persönlich überreichen zu dürfen. Er zählt weltweit zu den bekanntesten und gefragtesten Bildhauern und Bronzegießern.

Wohnhaus der Fam. Heinz Muche (links), Obergraben 13 Radeberg, Aquarell von Karl Stanka 1928, (Museum Schloss Klippenstein Radeberg)
Wohnhaus der Fam. Heinz Muche (links), Obergraben 13 Radeberg, Aquarell von Karl Stanka 1928, (Museum Schloss Klippenstein Radeberg)

Muche. Dieser Name hat in Radeberg Gewicht. Bodo Muche, heute mit seiner Familie in Australien / Queensland auf „Mt. Glenhowden“ lebend, mitten in von ihm angepflanzten Gärten und natürlichem Buschland, ist der Sohn des berühmten Entomologen W. Heinz Muche (1911-1987) aus Radeberg und dessen Ehefrau Elisabeth, geb. Förster. Er wurde am 8. Dez. 1939 in Radeberg, Obergraben Nr.17, geboren. Selbst schätzte er es in einem Interview in Australien folgendermaßen ein: „Ich wurde in Deutschland geboren, als Hitler an der Macht war (...).“ Für seinen Namen stand der berühmte Entomologe Bodo von Bodemeyer (1883-1929) Pate, den der Vater Heinz Muche ob seiner wissenschaftlichen Arbeit und seiner Forschungsreisen sehr verehrt hatte und stets als sein Vorbild ansah.

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wollte es die geschichtliche Fügung, dass Bodo Muche im Osten des geteilten Deutschlands, der Sowjetischen Besatzungszone und späteren DDR, seine Kindheits- und Jugendjahre verbrachte. Er wuchs in dem kleinen, romantischen Haus in Radeberg am Obergraben Nr. 13 auf, welches die Eltern um 1946 erwarben und das sich direkt am Berghang unterhalb der Radeberger Kirche befand.

Frühzeitig weckte der wissenschaftlich engagierte Vater, der ein eigenes Laboratorium (Institut) zur Herstellung von wissenschaftlich präpariertem Insektenmaterial betrieb, in ihm die Liebe zur Natur. Er nahm den Sohn mit zu gemeinsamen Erkundungen der näheren Heimat und förderte somit dessen bis heute anhaltende Faszination für die Schönheit jeglicher Lebewesen, die sich immer wieder in seinen Skulpturen und Bronzeplastiken widerspiegelt. Die Nähe zur Kunststadt Dresden, die mit ihren Galerien und Museen viele Anregungen und Möglichkeiten der bildnerischen Wahrnehmung und Weiterbildung ermöglichte, war der Auslöser für seine spätere Sichtweise, die eigenen Naturerlebnisse und -beobachtungen in künstlerische Ausdrucksmöglichkeiten umzusetzen. Seine besondere Zuwendung entdeckte er für die Skulptur als Darstellungsform, wobei er durch die figürlichen Plastiken, die in der Staatlichen Porzellanmanufaktur Meißen hergestellt wurden, ebenfalls entscheidende Impulse erfuhr.

Sein Lebensweg wurde stark durch die Erzählungen seines Vaters über das spannende Leben des Radebergers Max Hinsche (1896-1939) geprägt, der als Präparator, Trapper, Großwildjäger und Wissenschaftler zehn Jahre in Kanada gelebt hatte (ausführlicher dazu hier). Max Hinsche war mit dem Entomologen Heinz Muche befreundet gewesen. Obwohl ihn Bodo Muche nie persönlich kennengelernt hatte, da er in dem Jahr geboren wurde, als Max Hinsche verstarb, wurde Hinsche durch die Erzählungen seines Vaters frühzeitig sein Vorbild. Er verehrt nach eigenen Aussagen Max Hinsche bis heute sehr, und er fühlt sich ihm und seiner Welteinstellung „brüderlich verbunden“. Genau so einen Lebensweg, wie Max Hinsche, wollte er von frühester Kindheit an auch immer einschlagen: wissenschaftliche Reisen und Expeditionen unternehmen, Abenteuer bestehen, die Wildnis fremder Länder erkunden, die Schönheit der Tierwelt darstellen, um damit zu ihrem Schutz und Erhalt beizutragen. Aber auch durch seinen Vater Heinz Muche wurde er in dieser Hinsicht stark beeinflusst. Sein Vater war selbst ein Leben lang auf wissenschaftlichen Forschungsreisen, die er als Autodidakt im Auftrag von Museen durchführte. Er bereiste alle fünf Kontinente und entdeckte auf seinem Spezialgebiet, der Entomologie, bisher unbekannte Arten von Pflanzenkäfern und Blattwespen, die nach seinem Namen benannt wurden.

Bodo Muche hat tatsächlich einen ähnlichen Lebensweg eingeschlagen und zu verzeichnen. Die Kleinstadt Radeberg wurde ihm beizeiten zu eng. Nach seiner Schulausbildung ging er 1954 nach Berlin, an das Museum für Naturkunde, und wurde zum Präparator ausgebildet. Hier erlernte er, unter Anleitung von Wissenschaftlern und Meistern dieser renommierten Einrichtung von Weltruf, in den Bereichen Modellierung und Gusstechniken das Handwerkszeug für seine spätere eigene künstlerische Arbeit. Seine weiteren Studien in Berlin, während seiner Ausbildung auch an der Forsthochschule Eberswalde, galten der Zoologie, Anatomie, Kunstgeschichte und dem Design. Durch die Möglichkeiten, die Berlin mit zahlreichen Kunstsammlungen bot, beschäftigte sich Bodo Muche zunehmend mit dem Studium der Bronze- und pastoralen Tierskulpturen des 17. Jahrhunderts französischer Schule. Vor allem durch die französischen naturalistischen Bildhauer der Kunstrichtung „Les Animaliers“ angeregt, fand er damit den Weg und das Leitbild für seine späteren realistischen Darstellungsformen seiner eigenen Werke. Schon frühzeitig entwickelte sich in ihm der Wunsch, über die Tätigkeit eines Präparators hinaus Tiere darzustellen, jedoch als Bildhauer oder Bronzegießer ihre Schönheit festzuhalten.

Folgerichtig beschloss er, seine Ausbildung als Präparator mit einem Studium an der ABF (Arbeiter- und Bauern-Fakultät) Bergakademie Freiberg zu vervollkommnen. Es erfolgte eine ingenieurtechnisch solide und fachlich fundierte Ausbildung im Institut für Metallformung und Gießereitechnik. In dieser Studienrichtung wurden ihm auch die besonderen Kenntnisse über die Verfahren, Vorgänge und theoretischen Grundlagen der Weiterverarbeitung und Veredelung metallischer Werkstoffe vermittelt. Die Abteilung „Bildsame Formgebung“ wurde dabei für seine weitere Arbeit ausschlaggebend. Nach erfolgreichem Abschluss seines Studiums in Freiberg trug auch ein Arbeits-Aufenthalt am Julius-Riemer-Museum in der Lutherstadt Wittenberg dazu bei, seine Kenntnisse zu vertiefen. Hier lernte er noch den legendären wissenschaftlichen Sammler Julius Riemer (1880-1958) kurz vor dessen Tod persönlich kennen, und sah in den Sammlungen des Museums einmalig wertvolle Präparate von inzwischen ausgestorbenen Tieren, die von seinem Vorbild, Max Hinsche, gesammelt und präpariert worden waren.

Gleichzeitig wurde in dieser Zeit, ab 1954, die wissenschaftliche Fachwelt auf ihn als jungen Forscher aufmerksam. In Entomologischen Zeitschriften veröffentlichte er seine Forschungen und Funde von seltenen, bisher unbekannten Insektenarten, die er in der Dresdner Heide, in Mecklenburg und Eberswalde bei Berlin entdeckt hatte. So fand er u.a. 1956 einen seltenen Rüsselkäfer (Coleoptera).

Aber auch Berlin war für ihn noch kein Endziel. Im Jahre 1958, drei Jahre vor dem Bau der Mauer, verließ er als 19-jähriger Berlin und die damalige DDR. Über verschiedene Stationen in Europa, wo er seine Kenntnisse bei Arbeitsaufenthalten in Werkstätten vertiefte, ging er in die Schweiz. Von hier aus begann er die Planung seiner langjährigen abenteuerlichen Reise und wissenschaftlichen Expedition nach Afrika, die er von Ostafrika aus, um 1961 auf dem Nil flussabwärts, begann. Stationen waren u.a. Tansania, von dort begab er sich 1965 weiter zu dem vorläufigen Endziel seiner Reise, Betschuanaland, das zu dieser Zeit im Jahr 1965 noch unter britischem Protektorat stand. Bodo Muche erlebte am 30. Sept. 1966 die Unabhängigkeitserklärung des Landes, das sich von nun an Botswana nannte. Hier in Afrika eröffneten sich ihm die Möglichkeiten, seiner Leidenschaft und auch Abenteuerlust nachzugehen und die Wildnis dieses Landes mit all ihren Besonderheiten und Schönheiten zu erkunden. Insgesamt lebte und arbeitete er mehr als 17 Jahre in verschiedenen Studios in Tansania und Botswana, zunächst als Präparator, später wandte er sich der Herstellung und künstlerischen Gestaltung von Skulpturen im Bronzegussverfahren zu, wobei er eine Fülle von Erfahrungen sammelte. Dabei kamen ihm seine, als gelernter Präparator und Dermoplastiker, geschulten Beobachtungen des Tierverhaltens zugute. Seine Gabe, die Besonderheiten der jeweiligen Tiergattungen, ihre situationsbedingten Verhaltensmerkmale zu erfassen und künstlerisch umzusetzen, ermöglichten es ihm, einzigartige Tierskulpturen zu schaffen. Diese Darstellungen entsprechen seinem Grundanliegen: Durch die künstlerische Umsetzung der Natur – Natur und Kunst als Einheit zu erfahren und zu vermitteln.

 

In diese Zeit in Afrika fällt auch die sicherlich schicksalhafte Begegnung von Bodo Muche mit Simon Holmes à Court († 1977), aus der eine große Freundschaft zwischen den beiden Männern entstand, die bis heute, weit über das ungeklärte Schicksal und den viel zu frühen Tod des Simon Holmes à Court hinaus, nachwirkt.

Simon Holmes war zu dieser Zeit ihres Kennenlernens in Afrika Wildhüter in dem spektakulären Okavango Delta am Rande der Kalahari-Wüste. In diesem größten Binnendelta der Erde, einem grandiosen Feuchtgebiet, das 1975 zum Schutzgebiet erklärt wurde, lebten und leben heute noch tausende Elefanten, Giraffen, Krokodile, Großraubtiere, Vögel und alle Arten von Säugetieren. Ein gefährdetes Paradies, für dessen Schutz der Tier- und Pflanzenwelt sich Simon Holmes als Wildhüter aufopfernd einsetzte. Dadurch machte er sich nicht nur Freunde… Er wird als echter weißer Afrikaner beschrieben, der völlig eins mit der Natur und den Tieren war und der auch risikofreudig Abenteuer suchte.

Sehr bald stellten Bodo Muche und Simon Holmes à Court nach kurzer Bekanntschaft fest, dass sie viele gemeinsame Interessen und Ziele hatten, die sie miteinander verbanden: sie liebten das Schachspiel, hatten die Leidenschaft für die afrikanische Natur und den Busch, liebten die afrikanischen Menschen und Tiere, waren beide „Hart wie Nägel“ und bezeichneten sich immer gern als „Mitreisende in einem großen Afrika-Abenteuer“. Viele gemeinsame, auch gefährliche Erlebnisse in der afrikanischen Wildnis schmiedete diese Männerfreundschaft zusammen. Beide hatten regelrecht „Afrika im Blut“.

Auch beruflich begannen sie ähnliche Wege einzuschlagen und wandten sich der Bildhauerei und Herstellung von Bronzeskulpturen zu. Sie blieben immer in Kontakt, auch als sich ihre Wege über längere Zeiträume trennten, denn Simon Holmes à Court war und blieb ein Einzelgänger, der Gefahren und Abenteuer suchte und der mit seiner 30ft-Yacht „Maggie Mai“ für drei Jahre eine Reise um die Welt bis nach Australien unternahm. Zurückgekehrt nach Botswana, begann er mit dem Aufbau einer eigenen Gießerei. Sein weiteres Schicksal ist tragisch. Im Mai 1977 begab er sich von Botswana aus in Richtung Süden, um in Johannesburg Material einzukaufen. Von diesem Zeitpunkt an war er spurlos verschwunden. Einen Monat später wurde sein Auto an der Küstenstraße von Kapstadt nach Port Elizabeth im Tsitsikamma-Nationalpark gefunden. Von Simon fehlte jegliche Spur. 1980 wurden Überreste einer Leiche in der Nähe des Fundortes des Autos entdeckt, deren Identifizierung jedoch nicht mehr eindeutig möglich war. Ein Mordmotiv an dem leidenschaftlichen Naturschützer wurde für möglich gehalten, Raubmord, Entführung, Identitätswechsel wurden in Erwägung gezogen. Alles schien möglich - alles ist bis heute ungeklärt. Sein Schicksal blieb bisher ein Geheimnis.

Auch für Bodo Muche, der in mehreren Interviews dazu Stellung nahm. Seine unvergesslichen Erlebnisse und Rückerinnerungen an Simon Holmes à Court fanden Eingang in dem Buch „The Other Brother“ (Der andere Bruder) des Autors Geoff Elliott.

Bodo Muche verließ 1978 mit seiner australischen Ehefrau Robyn Afrika und wanderte mit ihr nach Australien aus, in das ländliche Queensland. In ihrem Eigentum in Mt. Glenhowden, am Valley River gelegen, fanden sie zusammen mit den beiden Töchtern Charley und Tania die Heimstatt für ihr Privatleben und für ihre gemeinsame künstlerische Inspiration. Sie gründeten als Künstler auf ihrem Wohngrundstück das Atelier „Bodo Muche Foundry Studio“. Dabei wurden die Wildnis des Buschlandes und die selbstangelegten Gärten um das Wohnhaus herum zum Paradies für die artenreiche Vogelwelt Australiens. Eine unaufhörliche Inspiration für Bodo und Robyn Muche für die Erarbeitung einer ganzen Reihe von fotografischen Büchern. Und natürlich auch eine nie enden wollende Anregung für seine Arbeit als zeitgenössischer naturalistischer Künstler der Plastik, der alle seine Arbeiten, von Miniatur bis Monumental, selbst entwirft, modelliert und herstellt und damit eine Qualität von höchstem Niveau garantiert. Dabei nimmt auch das Thema „Vogelwelt“ in seinen Skulpturen ein breites Spektrum ein.

Sein Bekanntheitsgrad ist groß, ob in der nationalen oder auch in der internationalen Szene. In einem Medienbericht des Jahres 2010, den der Minister für Handel im Queensland Government, Mr. Stephen Robertson, unter dem Titel „Queensland Kunstwerk - going global“ veröffentlichte, wird die weltweite Anerkennung und Bedeutung des Bodo Muche Studios mit seinen einzigartigen Kunstwerken hervorgehoben, auch unter dem Gesichtspunkt der Stärkung der Wirtschaft des australischen Bundesstaates Queensland durch die zahlreichen Exportaufträge dieser Firma. Der Minister legte dar, „…dass Bodo Muche ein starkes Vertriebsnetz in Übersee für seine hochwertigen handgefertigten Skulpturen in Bronze und Edelstahl aufgebaut hat, Nischenmärkte in Nord- und Südamerika, in Afrika, Asien, Europa und dem Nahen Osten. Bodo Muche Studios ist im Wesentlichen ein Zwei-Personen-Betrieb, aber der anhaltende Erfolg stützt sich auf die Dienste einer großen Zahl von qualifizierten Heimarbeitern und Handwerkern aus Queensland.“ Mit Unterstützung einer großen Gießerei, die Bodo Muche zusätzlich in Los Angeles betrieb, war es ihm über Jahre möglich, auch große Auftragswerke privater Liebhaber für Amerika, Europa und den Orient herzustellen, wie z.B. Plastiken berühmter Rennpferde und Champions. Das wohl berühmteste australische Rennpferd „Todman“, steht, in Lebensgröße in Bronze gegossen, in Rosehill Gardens Racecourse, Sydney.

Bodo Muche hat sich und seine Arbeiten als Bildhauer einer ständigen künstlerischen Weiterentwicklung unterzogen. Er führte entscheidende technische Erneuerungen ein und stellte das gleichzeitige Vorhandensein traditioneller und freier künstlerischer Ausdrucksformen in den Vordergrund seiner Arbeit. Dadurch werden einzigartige Kunstwerke der plastischen Gestaltung geschaffen. Hergestellt in Bronze oder Edelstahl, nach der Methode eines „Wachsausschmelzverfahren“, gegossen von einem Team versiertester Handwerker, werden Kunstwerke von höchster Qualität produziert. Der Chef der Special Products Abteilung Queensland, Mr. Kirschner, schätzte ein: „Jede Original-Skulptur von Herrn Muche erstellt ist einzigartig, one of a kind oder in limitierter Auflage und ist in keiner Weise durch automatisierte Herstellungsverfahren wiedergegeben.“

Das große Ziel von Bodo und Robyn Muche besteht seit der Gründung ihres Studios darin, durch künstlerische Qualität und Engagement dazu beizutragen, Werte und Ressourcen der uns umgebenden Natur in der künstlerischen Wiedergabe der Plastik zu erhalten - Nachhaltigkeit durch Ausdrucksformen in der Kunst zu erreichen. Beispiele dafür findet man in der Darstellung und dem Auseinandersetzen mit Skulpturen der vom Aussterben bedrohten Tiere, wie der Plastik eines Riesen-Zobel als dem Nationalsymbol Angolas oder dem arabischen Leoparden, von dem es im Oman und Jemen nur noch insgesamt um die 200 Tiere gibt. Aber auch die Vielfalt der Darstellungsformen der zahlreichen Plastiken zu den Themenkomplexen: Marine und Fische, Vogelwelt, Wildlife, Kultur zeigen einen Künstler der vielfältigsten Ausdrucksformen, der immer auf der Suche nach Neuem ist.

Großen Wert legt Bodo Muche in Australien mit seiner Kunst vor allem auch darauf, Kunst im öffentlichen Raum sichtbar zu machen, für jeden Interessierten jederzeit zugänglich. So verwundert es nicht, dass er als renommierter Künstler auch auf dem „Blackall Skulpturenweg“ mit Plastiken vertreten ist, ebenso am Yachthafen von Port Lincoln, im Hafen Coffs Harbour, in Toogoolawah in der Somerset Regional Art Gallery, um nur einige zu nennen. 2010 erhielt er die Auszeichnung als „Künstler des Jahres“.

Bodo Muche und seine Ehefrau sind engagierte und bekennende Naturschützer, was sich auf das Anschaulichste in ihren Arbeiten widerspiegelt. Während Bodo Muche sich voll und ganz der dreidimensionalen Kunstrichtung, der Arbeit als Bildhauer, verschrieben hat, ist seine Ehefrau Robyn, geb. in Sydney und ausgebildet als Grafikerin, schöpferisch tätig als Wissenschaftlerin, Fotografin, Künstlerin und Illustratorin für das Australia Museum und den Taronga Zoo Sydney, auch für das Museum in Brisbane/Queensland. Außerdem ist sie Illustratorin und Autorin und veröffentlicht wissenschaftliche Beiträge zur Naturgeschichte und Bücher für Kinder. Ihr Rüstzeug für diese vielseitigen Arbeiten holte sie sich als ehemalige wissenschaftliche Mitarbeiterin an einem NSW National Parks und Wildlife Service Programm in Botswana, wo ihr die Aufgabe zufiel, als junge Elevin zum Schutz der Natur und Umwelt Publikationen für das Botswana National Museum & Art Gallery in Gaborone zu erstellen.

Besonders wichtig ist es für beide, durch ihre Arbeit auch auf weniger bekannte und auch bedrohte Tierarten hinzuweisen, auf sie aufmerksam zu machen. Die Plastiken von Bodo Muche, der seit fast 40 Jahren sein Studio erfolgreich führt, werden von einer Ethik getragen, die seiner gesamten Lebenseinstellung zu seiner Umwelt und Arbeit entsprechen.

Aber nicht nur die Tierwelt hat seine ungeteilte Zuwendung, sondern auch die Menschen.

Zunehmend arbeitet er auch hier themenbezogen, so findet man als Skulpturengruppe u.a. „Simpson und sein Esel“ - ein australisches Synonym für Kameradschaft und Humanität, „Jackie Howe“, den legendären Schafscherer, „Campdrafter“, das berühmte australische Rodeo mit einem Bullen (Ochsen), die Skulpturengruppe „Rodeo“ und die lebensgroßen Bronzeskulpturen „Hugh Sawrey & Darkie Dwyer“ als Symbol einer großen Busch-Freundschaft. Am 25. April 2015 wurde in der Gedenkstätte „Burwood Memorial Arch“ die von Bodo Muche geschaffene lebensgroße Skulptur des „Hornist von Burwood“ feierlich enthüllt, die als Symbol für die australischen Opfer im Ersten Weltkrieg einen Ehrenplatz erhielt. Aber auch Persönlichkeiten Australiens fehlen keinesfalls in seinen Werken, wie der Politiker für wenige Tage, Frank Forde, oder aber auch der deutsche Landsmann von Bodo Muche, der sogenannte „Humboldt Australiens“, der aus der Lausitz stammende Ludwig Leichhardt (* 1813 - unbekannt). Dieser hatte als Botaniker, Geologe und als erster Forscher überhaupt, im Jahr 1844/45 von Brisbane aus 5.000 km zu Fuß in 15 Monaten nach Port Essington zurückgelegt. 1848 startete er einen erneuten Trip, um eine Landroute an die Westküste Australiens, nach Perth, zu finden - seitdem gilt er als verschollen. Ihm zu Ehren schuf Bodo Muche eine Plastik, die als Teil der australisch-deutschen Aktivitäten anlässlich des 200. Geburtstages von Ludwig Leichhardt und der damit verbundenen zahlreichen Ehrungen seiner Person in Australien entstand. Ein Ur-Ur-Großneffe des großen Australien-Forschers, Ludwig Leichhardt jun., war im Jahr 2013 Gast auf dem Anwesen bei dem Ehepaar Muche in Glenhowden. Anlässlich einer besonderen Ehrung des großen Ludwig Leichhardt, der Taufe eines Flugzeuges auf den Namen „Leichhardt“, war auch das Ehepaar Muche zu den Feierlichkeiten eingeladen, an denen ebenfalls der Bundestagspräsident, Prof. Dr. Norbert Lammert, der deutsche Botschafter in Australien, Dr. Christoph Müller, und die deutsche Bildungsbeauftragte des Goethe-Instituts in Queensland, Louise Moeller, teilnahmen. Hier entstand auch die gemeinsame Idee, die von Bodo Muche geschaffene Skulptur des großen Forschers in ein Bronzedenkmal in Lebensgröße für die deutsche Hauptstadt Berlin umzusetzen, wozu der Bundespräsident seine Hilfe zusicherte.

 

 Aber Bodo Muche vergaß auch seinen verlorenen Freund Simon Holmes à Court nicht und setzte ihm 2012 in der Ausstellung der „Holmes à Court Gallery“ in Vasse Felix das ihm gebührende Denkmal mit einer Plastik, deren Modell Simon noch kurz vor seinem mysteriösen Verschwinden 1977 geschaffen hatte. Es war seine letzte Arbeit, und er sah sie nie gegossen. Das übernahm nun, 35 Jahre nach seinem vermutlichen Tod, sein Freund Bodo Muche. Er hat das Modell fertiggestellt und als Bronze-Skulptur gegossen. Die Skulptur stellt einen alten afrikanischen Elefanten dar - eine Reminiszenz an den Freund, der auf dem Höhepunkt seiner Fertigkeiten als Bildhauer war und dem man auch mit dem humorvollen Titel des Werkes gerecht werden wollte: „Wenn der alte Mann sich am rechten Hinterbein mit dem linken Fuß kratzt, ist alles gut. (When the old man scratches his right hind leg with…)“.

Die Ausstellung trug den Titel „Schwarz-Weiß und Bronze“, und es wurden neben Malerei und Grafik weitere, bisher in der Öffentlichkeit unbekannte 10 Skulpturen von Simon Holmes à Court gezeigt und 19 Arbeiten von Bodo Muche. Damit war er als ehemaliger engster Freund Teil dieser Kunst-Show. Die Freundschaft und Erinnerung an den verschwundenen Simon Holmes à Court verbindet ihn gewissermaßen auch mit dessen prominenter Familie. Er schätzte ein: „Die Familie à Court ist durch den erfolgreichen Robert Holmes à Court eine in Australien überaus bekannte Familie, aber Simon ist der vergessene Bruder. Er war ein fantastischer Kerl, ein guter Pfadfinder und ein guter Freund. Er wäre begeistert, dass seine Arbeiten gezeigt werden“.

 Die „Gallery Holmes à Court“ wird von Janet Holmes à Court (* 1943) geleitet, die seit dem Tod ihres berühmten Ehemannes Robert die private Holmes à Court-Sammlung zeigt und eine große Förderin der Künste ist.

Skulpturen von Bodo Muche findet man nicht nur an öffentlichen Plätzen, in Ausstellungen, Parks und Botanischen Gärten in Australien, sondern er ist mit seinen Werken auch international in renommierten öffentlichen und privaten Sammlungen vertreten. Seine limitierten Auflagen sind weltweit geschätzte Kunstwerke, auch als Geschenke, Auszeichnungen und Trophäen. So waren und sind seine Skulpturen seit 2013 jährlich bei den Großveranstaltungen auf Hawaii „Große Hochseefischer-Turniere Kona“ (Hawaii-Billfish Series) begehrteste Trophäen. Die „International Game Fish Association“ kündigte den Wert der Vergabe der Trophäen, die zu einer großen Award-Gala in Kona auf Hawaii überreicht wurden, mit den Worten an: „Die Hawaii-Billfish Series ist erfreut, Trophäen von dem weltberühmten Bildhauer Bodo Muche vergeben zu können“.

Nach langer, schwerer Krankheit ist Bodo Muche am 16. Dezember 2017 in seinem Heim am Mt. Glenhowden / Queensland im Kreise seiner Familie verstorben.

 

Die Gedenk- und Trauerfeier findet am 28. Januar 2018 im Kreise seiner Familie und Freunde in der Somerset Regional Gallery (Toogoolawah, Queensland) an seiner berühmten Rothirsch-Skulptur statt.

Weltberühmt - das ist Bodo Muche, der ehemalige Radeberger. Er kann mit der Vielzahl seiner Arbeiten, von Miniatur bis Monumental, auf unzählige Anerkennungen und Empfehlungen von Regierungsstellen, Behörden, Unternehmen, Verbänden und Einzelpersonen verweisen, sowie auf nationale und internationale Ausstellungen – nur... in seiner Heimatstadt Radeberg ist er mit seiner künstlerischen Entwicklung bisher weitgehend unbekannt geblieben. In Vorbereitung dieser Dokumentation seines Lebens äußerte er im Jahr 2014: „Es wäre für mich eine große Ehre, wenn Sie auch über mich und meinen bisherigen Lebensgang etwas schreiben wollen (…)“ – diese Persönlichkeit ist vor allem für die Stadt Radeberg eine ganz große Ehre.

 

In Memoriam Bodo Muche

Nach langer, schwerer Krankheit ist Bodo Muche am 16. Dezember 2017 in seinem Heim am Mt. Glenhowden / Queensland im Kreise seiner Familie verstorben.

 

Die Gedenk- und Trauerfeier findet am 28. Januar 2018 im Kreise seiner Familie und Freunde in der Somerset Regional Art Gallery (Toogoolawah, Queensland) an seiner berühmten Rothirsch-Skulptur statt.


Quellen:

 

1. Bodo Muche: Studios Foundry

2. Holmes à Court Gallery: Ausstellung Black, White and Bronze, 25.Juni 2012

3. Marlin Magazin: Kona Shootout Turnier 28. August 2014

4. The Queensland Cabinet and Ministerial Direktory:
     Minister für Handel Stephen   Robertson, 24.März 2010

5. Somerset Regional Council, 11.Dez. 2015, Art Gallery – The Condensery

6. Gwenn Klein Kirschner, Special Products Abteilung Nationale Commodity, 1997

7. Märkischer Bote, 6. Nov. 2015

8. Entomologische Zeitschriften, Archiv der Freunde der Naturgeschichte
     in Mecklenburg, Wilhelm-Pieck-Universität 1962.

9. Geoff Elliott: The Other Brother: The search for Simon Holmes à Court,
     Allen & Unwin, 28.Okt.2005

10. Kirchenbücher Radeberg, 1780-1980, Stammtafel W. H. Muche, 12.11.2014

 

Die Veröffentlichung aller Fotos (einschl. Studios Foundry) erfolgt mit freundlicher schriftlicher Genehmigung von Bodo und Robyn Muche vom 05.08.2016.

 

 

© Alle Rechte bei Renate Schönfuß-Krause

 

Radeberg,  14.Januar 2017