"Der faule Klenne" -Lebenserinnerungen
von Helmut Meyer
Das sind einige der wesentlichen Stichworte in dem authentischen, sehr informativen und interessanten Buch, das ein prägnantes Abbild der Zeitgeschichte gibt.
Viele z.T. historische Bilder ergänzen den Text.
Das Buch ist im Dezember 2015 im Eigenverlag erschienen und nicht im Buchhandel erhältlich.
Lesen Sie dazu die nachfolgende Rezension.
Rezension
Titel des Buches: „Der faule Klenne“
Autor: Helmut Meyer
Erscheinungsdatum: Dezember 2015 im Eigenverlag
Druck und Gesamtherstellung: Stoba-Druck GmbH, D-01561 Lampertswalde
Der Autor Helmut Meyer hat mit diesem Buch „Der faule Klenne“ eine Lebensbeschreibung / Biografie geschaffen, die durch die Verknüpfungen eigener Erlebnisse mit den jeweiligen gesellschaftlichen Verhältnissen, mit dem wachen Erleben der Zeitgeschichte einhergeht und der damit für seine Leser durchaus einen Spannungsbogen aufbaut. Eine klare Gliederung seiner Lebensetappen wird durch die, den jeweiligen Abschnitten vorgesetzten, sehr passenden Aphorismen, übersichtlich und zum Teil auch witzig interpretiert. Für den Leser wird eine Leitlinie bewusst aufgebaut und erkennbar, die sich in der Zeit von den 1930-er Jahren des vergangenen Jahrhunderts bis zur Gegenwart bewegt.
Angesprochen werden mit dem Buch alle Altersgruppen, da es für Kinder und Jugendliche eine spannende, wahrheitsgetreue Schilderung einer Geschichtsepoche aufzeigt, die auch eine gute Ergänzung für den Geschichtsunterricht darstellt. Für die weiteren Jahrgänge der Leser bietet die Lektüre das Wiederentdecken vergangener, zum Teil auch selbst erlebter Geschichte. Ganz besonders wertvoll ist es für Historiker, weil es viele selbsterlebte Details beinhaltet, die sich mit der Zeit des Nationalsozialismus, dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges, den Kriegserlebnissen an der sogenannten „Heimatfront“, dem Kriegsende 1945 und den Verhältnissen unter der Sowjetischen Besatzungsmacht sowie in der DDR bis hin zur Wiedervereinigung Deutschlands in der BRD befassen.
Der Autor bezweckt mit seinem ihm eigenen sachlichen Stil und mit der chronologischen Abhandlung, dass der Leser als ein Teil der vielen kleinen und großen Begebenheiten in sie einbezogen wird und letztendlich in der Lage ist, Zusammenhänge zu erkennen, die das Leben eines Menschen vielfältig formen und auch Brüche mit sich bringen.
Das Buch „Der faule Klenne“ ist in mehrere Abschnitte eingeteilt. Der erste Teil beschäftigt sich mit den Kinder- und Jugendjahren, die der Autor in dem Heimatort Cämmerswalde / Erzgebirge von 1933 bis 1951 erlebte. Noch vor der Geburt des Autors verstarb dessen Vater an der damals noch fast unheilbaren Lungentuberkulose und ließ seine Frau mit fünf noch unmündigen Kindern zurück. Eine schwere Zeit begann für die Familie, in der jeder schon als Kind mit anpacken musste, um überleben zu können. Helmut, der „faule Klenne“, beobachtet beizeiten seine Umwelt und ist in der Lage, entsprechende Schlüsse für sein späteres Leben zu ziehen. Das ganze Spektrum dieser Kriegs- und Nachkriegszeit wird aufgezeigt: ein Juden-Todesmarsch, Flüchtlingselend, Vergewaltigungen, Angst, Hunger, und die Höhen und Tiefen menschlicher Charaktere.
Beizeiten wird der „faule Klenne“ strebsam, und es folgt im Teil 2 seine erstaunliche Erfolgsgeschichte, in der er jegliche Möglichkeit der Weiterbildung nach einer erfolgreich abgeschlossenen kaufmännischen Ausbildung wahrnimmt. Als ehemaliges Kind aus sogenannten „kleinen Verhältnissen“ beschreitet er auf dem „Zweiten Bildungsweg“, ehrgeizig und erfolgreich, begünstigt auch mit dem Glück, nach Gründung der damaligen DDR 1949 als junger Nachwuchskader in der Gesellschaft gebraucht zu werden, seinen Aufstieg. Nach mehreren Studiengängen und Hochschulabschlüssen wird er schließlich der erste jugendliche Konsum-Vorstandsvorsitzende der großen Konsumgenossenschaft Kreis Dresden-Land, später Stadt Dresden, und damit einer der „ersten fortschrittlichen Macher“ in dieser genossenschaftlichen Handelsorganisation. Dieser Abschnitt des Buches zeigt u.a. deutlich auf, welche Missstände bei der Versorgung der Bevölkerung auftraten, wie kompliziert die Balance zwischen Parteiauftrag und Umsetzung war… Und auch, welche Intrigen und „Spielchen“ sich innerhalb der genossenschaftlichen Organisation im Kampf um die Macht abgespielt haben. Verweigerung des „Parteigehorsams“ gegenüber der SED war Widerstand und wurde mit der Abberufung bestraft. So geschehen 1987.
Teil 3 des Buches betrachtet, von der Warte des wachen Menschen, die weitere politische Entwicklung der damaligen DDR, die Umsturz- und Wendebewegung 1989 und die Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten. Möglichkeiten, die vorher ungeahnt und unvorstellbar waren, werden gemeinsam mit der Ehefrau wahrgenommen, und nach Art immer tätiger und rastloser Menschen wird die berufliche Selbständigkeit angestrebt und mit der Gründung eines eigenen Reisebüros aufgenommen. Dieser Teil des Buches schildert die Erlebnisse unter marktwirtschaftlichen Verhältnissen, Reiseerlebnisse fast um die ganze Welt und bindet auch viele familiäre Höhepunkte ein.
Das Buch ist in einem beeindruckenden Stil geschrieben. Da es viele sehr intime und persönliche Eindrücke aufzeigt, auch sehr emotionale und einschneidende Vorfälle, die der Verfasser erleben musste, ist man umso angenehmer überrascht, dass er dies alles in einem sachlichen, knappen Stil mit einer schon fast kühlen Distanz darlegt.
Dieser schlichte, „feststellende Stil“, ohne weitere Wertung der Geschehnisse, spricht die Empfindungen des Lesers besonders an.
Renate Schönfuß-Krause
Dezember 2016