„Die Galle liegt noch hier, da muss die Leber nochmal raus!“

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...so rief einer der Schüler am "Tag der offenen Tür" am 2.März 2016 in der Ludwig-Richter-Schule Lotzdorf, als er im Biologie-Kabinett beim Zusammensetzen eines menschlichen Torsos die übrig gebliebene und "vergessene" Gallenblase bemerkte...
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Veröffentlicht in "die Radeberger"    Nr. 15/2016  v.  15.04.2016                                          


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„Die Galle liegt noch hier, da muss die Leber nochmal raus!“

„Die Galle liegt noch hier, da muss die Leber nochmal raus!“ ...weil wir sie vergessen haben, s. Pfeil...
„Die Galle liegt noch hier, da muss die Leber nochmal raus!“ ...weil wir sie vergessen haben, s. Pfeil...

Leicht erschauernd könnte man bei diesem Thema vermuten, es handele sich um einen Krankenhaus-Krimi der übelsten Art, aber weit gefehlt. Hierbei handelt es sich um wissbegierige Schüler der Ludwig-Richter-Schule Lotzdorf, die anlässlich des „Tages der offenen Tür“ am 2. März 2016 die Möglichkeit hatten, ihren Wissensdrang und Experimentierwillen auf den unterschiedlichsten Gebieten und an den verschiedensten Objekten selbständig auszuprobieren. So auch an dem Torso eines menschlichen Körpers, der mit Wissbegier mit all seinen Innereien auseinandergenommen und wieder zusammengesetzt wurde. Dabei stellten die Schüler dann fest, dass „die Galle noch vergessen wurde und herumlag...“ - auf dem Schultisch.

Es war für Außenstehende die reinste Freude, in dieser Schule die Begeisterung der Schüler zu erfahren und auch ihren Stolz, mit dem sie Eltern, jüngere Geschwister und Besucher durch „ihre Schule“ führten. In der Lotzdorfer Ludwig-Richter-Schule ist offensichtlich ein wirklich frischer Geist einer neuen Zeit angekommen. Die hochmoderne Ausstattung der Unterrichtsräume mit Computern, Arbeits- und Unterrichtsmaterialien bis hin zu interaktiven Tafeln (Whiteboards), großen berührungssensitiven Computerbildschirmen, auf denen man zur Bereicherung des Unterrichts digital schreiben, surfen, projizieren, mailen und auch Audios und Videos einfach abspielen kann, lässt jeden „zu früh Geborenen“ neidvoll erblassen. Diese Technik, diese Entwicklung, die den unproblematischen Internetzugriff über die Tafeln ermöglicht und die damit den Unterrichtsstoff um ein Vielfaches anschaulicher, interessanter und vielseitiger gestalten lässt, ist begeisternd. In dieser Schule lernt man aber auch die praktischen Dinge für das spätere Leben - ob nun in der Werkstatt für das Holzhandwerk, wo gerade das Bauen von Klapphockern vermittelt wurde und die Ausstattung jeden Holzfachmann erstaunen lässt, oder in dem hochmodernen Küchen-Trakt mit mehreren Koch- und Arbeitszeilen, an denen auch die Jungen der Schule in die Geheimnisse der Küchenwelt und der Speisenzubereitung eingeführt werden. Sie waren an diesem Tag, hochmotiviert und mit viel Spaß, für die Gäste beim Plinsen-Backen zu erleben.

Volle Aufmerksamkeit im Chemie- und Naturkunde-Kabinett
Volle Aufmerksamkeit im Chemie- und Naturkunde-Kabinett

Den Höhepunkt der Motivation der Schüler stellen jedoch die Möglichkeiten der sportlichen Betätigung in der neuen Turnhalle dar, ebenso wie die musische Erziehung in dem eigens dafür ausgebauten Dachgeschoß des Altbaus. Modernste Technik und ebensolche Musikinstrumente, für Schüler nutzbare Musik- und Tonanlagen fördern gezielt Interessen und Begabungen. Das Erlernen eines Instrumentes, aus dem schuleigenen Fundus zur Verfügung gestellt, ermöglicht unter fachlicher Anleitung durch die Musiklehrerin Frau Rattay, die praxisbezogene Weiterbildung der Schüler auf musischem Gebiet. Durch die Möglichkeiten der Mitwirkung in der Schülerband, ob als Instrumentalist oder Sänger, ist das Erfolgserlebnis vorprogrammiert, und selbst die sogenannten „etwas schwierigeren Schüler“ sind nicht wiederzuerkennen. Von dem Erfolgsrezept und hohen Niveau konnten sich Eltern und Interessierte bei dem Konzert am „Tag der offenen Tür“ überzeugen, dem aber auch schon öffentliche Auftritte zum Radeberger Stadtfest mit dem Lions-Club, im Biertheater oder anlässlich des Elbhangfestes in Dresden vorausgingen. In dieser Schule werden Talente gefördert.

Letzte Probe der Schüler-Band vor dem Auftritt
Letzte Probe der Schüler-Band vor dem Auftritt

Solch eine Entwicklung einer Bildungseinrichtung, von einer einstigen kleinen Dorfschule, die zur Einweihung des Schulneubaues am 1. Juli 1884 in Lotzdorf mit vier Klassen den Schulbetrieb aufnahm, damals geleitet von Hauptlehrer Carl Schlegel und Hilfslehrer Oskar Baulitz, bis zu der auf heutigem höchsten Niveau befindlichen Bildungsschmiede, kommt natürlich nicht von ungefähr. Hinter solch einer Entwicklung und Erfolgsgeschichte steht ein seit Jahrzehnten engagiertes Team von Schulleitern, Pädagogen und Mitarbeitern, die sich stets zum Wohle ihrer Schüler einsetzten. Heute wird diese Erfolgsgeschichte mit der Direktorin Frau May, dem stellv. Direktor Herrn Burmeister und 21 weiteren Pädagogen fortgesetzt. Großer Dank der Ludwig-Richter-Schule gebührt auch dem erst kürzlich in den Ruhestand gegangenen ehemaligen Direktor, Herrn Thomas, der seine Mitarbeiter bei der Verwirklichung ihrer Ideen für eine verbesserte Unterrichtsgestaltung zum Wohle ihrer Schüler immer unterstützte und ermutigte. Hier wurde und wird nicht nur Dienst nach Vorschrift absolviert, das ist spürbar, sondern auch vielfältiges, eigenes Engagement eingebracht. Damit wird eine lange Tradition an dieser Schule weitergeführt. Bereits aus Werbeanzeigen der „Radeberger Zeitung“ von 1891 kann man ersehen, dass die Lehrer der Lotzdorfer Schule schon damals engagiert waren und mit ihren Schülern große Veranstaltungen organisierten und durchführten. So ist in der Ausgabe vom 26. Sept.1891 zu lesen, dass „...am Sonntag, d. 27. September, eine Aufführung eines Singspiels von Julius Otto, ‚Das Schulfest‘, durch die Kinder hiesiger Schule im Gasthof Lotzdorf dargeboten wird.“ Ein anspruchsvolles Werk mit Deklamationen und Gesängen, geschaffen von dem bekannten Dresdner Musikpädagogen, Komponisten, Chorleiter und Kreuzkantor Ernst Julius Otto (1804-1877), wurde durch den Lotzdorfer Hauptlehrer Carl Schlegel mit den Schülern aufgeführt.

 

Dieses Engagement, diese Verbundenheit war und ist nicht allgemein üblich, wiederholte sich aber 2014 überzeugend mit der Einstudierung des „Cup Song“ aus dem Film Pitch Perfect mit dem Text „When I’m Gone“ (übersetzt: „Wenn ich weg bin“), den die Musikpädagogin Frau Rattay mit den damaligen gesamten Schülern in hoher Perfektion einstudierte und der als Film bei YouTube zu sehen ist.

Der Song-Text der ursprünglich aus Irland stammenden Ballade „Wenn ich weg bin, wenn ich weg bin...“ und „ich habe mein Ticket für meinen langen Weg, zwei Flaschen Whiskey für den Weg...“ ist auch auf die Schulabgänger der Ludwig-Richter-Schule projizierbar. Nur dass sie ihren langen Weg, den sie vor sich haben, nicht wie in dem Lied mit zwei Flaschen Whiskey gehen werden, sondern ausgestattet mit allen guten Voraussetzungen und dem schulischen Rüstzeug, das ihnen ihre Lehrer für ihr weiteres Leben mitgegeben haben...

 

Renate Schönfuß-Krause

05.04.2016

 

Quellen:        Stadtarchiv Radeberg,

                        Radeberger Zeitung v. 26.Sept.1891

                        Ludwig-Richter-Schule Lotzdorf