Lotzdorfer Jubiläen, Schulfeste der Ludwig-Richter-Schule, Heimatfeste: in Lotzdorf verstand man immer, zu feiern, auch nachdem Lotzdorf mit Radeberg vereinigt wurde. Die Jubiläen der Schule waren Anlass zu Heimatfesten, Festumzügen, Volksfesten und auch für die Dorf-Entwicklung und Dorfgemeinschaft wichtig. Die alten Schulen als Vorläufer der heutigen Ludwig-Richter-Schule Lotzdorf waren immer die zentralen Punkte.
Vollständige, mit umfangreichem Bildmaterial ausgestattete Fassung.
Gekürzt veröffentlicht in "die Radeberger" Nr. 34 vom 24.8.2018 und
Nr. 35 vom
31.8.2018
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enthält aber wesentlich mehr Bilder.
Das gehörte über Jahrhunderte zu Lotzdorf: feste, feste seine Feste zu feiern, und das zeichnete dieses Dorf auch schon immer aus. Lotzdorf war eine kleine Dorfgemeinschaft, die es „in sich hatte“, die immer wieder verstand, trotzt aller auch hier auftretender „menschelnder“ kleinerer oder größerer Unstimmigkeiten, durch die gemeinsame Organisation von Höhepunkten ihre Gemeinschaft wieder zu vereinen und zu festigen. Anlässe zum Feiern fanden sich über Jahrhunderte mehr als genug, wenn man alte Chroniken einsieht. Und man kann feststellen, zumeist hingen diese Feiern auch auf das Engste mit der Lotzdorfer Schule zusammen, eigentlich bis heute.
1731 So wird bereits vom 10. Dezember 1731, anlässlich der Einweihung der neu erbauten Kirche Radebergs nach dem Brandunglück von 1714, berichtet, dass „die Bauer-Mädchen von Lotzdorf und Lügau (…) alle schön geputzet und mit Cräntzen, ferner die gesamten Schulknaben“ an den umfangreichen Feierlichkeiten teilnahmen.
1763 Auch am 21. März 1763 „nahmen die Lotzdorfer an dem im ganzen Churfürstenthum angeordnete Friedens Danck Fest für die geschenckte Wohlthat des Friedens“ teil – der Siebenjährige Krieg (1756-1763) war beendet. „Die Schulmädchen von Lotzdorf und Lügau mit ihren Catecheten mit Blumensträußgen und Cräntzen geziert, die Bauer Jungfern und Mägde gleichfalls in Cräntzen, die Bauer Purschen ebendaher.“
1815 Da man bekanntlich der Kriege nicht müde wurde, zumindest die herrschende Schicht nicht, konnte 1815 erneut ein im Land Sachsen allgemein angeordnetes Dankfest gefeiert werden. König Friedrich August I. von Sachsen (1750-1827), der leichtsinnigerweise bis zuletzt auf Napoleons Verlierer-Seite gestanden hatte, wurde im Juni 1815 aus der preußischen Gefangenschaft entlassen und mit größeren Festlichkeiten durch seine Sachsen willkommen geheißen und geehrt, wozu in Radeberg auch „die Schulkinder der beyden Dörfer Lotzdorf und Liegau mit ihrem Lehrer Claus kamen“. Auch 1817, anlässlich der Feierlichkeiten zur Reformation in Radeberg „traf die Lotzdorfer und Liegauer Jugend mit Music und Gesang ein“.
1829 Eigenständige Feierlichkeiten wurden erstmalig mit der Einweihung der „in Lotzdorf von dieser und der Gemeinde Lügau am 2. May 1829 neuen, gemeinschaftlich auf einem CommunFleck massiv erbauten Schule“ (heute Lotzdorfer Str. 50, Schulhaus neben dem Haus von Maurer Großmann, bei dem Maler Kügelgen gewohnt hatte) erwähnt, nachdem die Weihe „durch Superintendent Hofmann und Amtmann Erler“ vorgenommen worden war.
1839 Im Jahr 1839 wurde in der „Jubelchronik der dritten kirchlichen Säcularfeier“ vermerkt, dass den mehrtägigen Feierlichkeiten auch Gotthelf Großmann, Lehrer der nach Radeberg eingepfarrten Dorfschaften Lotzdorf und Liegau, und „die Gemeinderäthe und Gerichtspersonen“ beider Dörfer beiwohnten. An der Festfeier nahmen auch wieder die Kinder von Lotzdorf und Liegau teil, und da am 31. Oktober 1839 tiefer Schnee gefallen war, erschienen sie in der überaus festlich geschmückten Stadt Radeberg auf Schlitten zum Fest. Die Knaben erschienen mit Marschällen an der Spitze des Zuges und einer Fahne mit der Aufschrift „Schulgemeinde zu Lotzdorf und Liegau 1839“, die Mädchen trugen auf einem Kissen eine Bibel. Diese Feierlichkeiten der beiden eingepfarrten Dörfer waren bisher immer auf das Engste mit Radeberg und deren Kirche verbunden gewesen.
1884 Als schließlich am 1. Juli 1884 die nächste größere neuerbaute Schule Lotzdorf geweiht wurde, die sich noch heute an diesem Standort befindet, wurde in Lotzdorf wiederum gefeiert. In Anwesenheit des Königlichen Bezirksschulinspektors Dr. Hahn aus Dresden wurde den Gemeinden Lotzdorf und Liegau ein „Musterschulgebäude für einfache ländliche Verhältnisse“ übergeben (Radeberger Zeitung 3. Juli 1884).
Ein Festzug vom alten zum neuen Schulgebäude wurde als einer der Höhepunkte der Feierlichkeiten in der Chronik festgehalten, die Mädchen waren alle in Weiß gekleidet, mit Blumenkränzen im Haar geschmückt.
1891 Als am 11. September 1891 der neu erbaute Lotzdorfer Gasthof des Ehepaares Wilhelm und Pauline Riemer eröffnet wurde, der etwas oberhalb der Schule lag, begann mit ihm und der Schule eine neue kulturelle Ära für Lotzdorf.
Die in den nächsten Jahrzehnten folgenden Dorf-Festlichkeiten hingen zumeist mit Jubiläen der Lotzdorfer Schule, mit dem aufblühenden Lotzdorfer Vereinsleben oder mit den vielseitigen Aktivitäten der Wirtsleute des legendären Lotzdorfer Gasthofes zusammen, der weit über Radeberg hinaus zum Anziehungspunkt wurde. Schule und Gasthof bereicherten das gesamte Dorfleben. Bei einer Vielzahl von Veranstaltungen wurden beide sogar Partner bei der Organisation und Durchführung, wie bei den Schuljubiläen oder Theateraufführungen der Schüler auf der Bühne des Gasthofes.
Dass man zu feiern verstand und auch gehörigen Witz besaß, zeigen die lustigen Postkarten mit spaßigen Texten, die bereits Wilhelm und Pauline Riemer zu Werbezwecken für ihren Gasthof Lotzdorf in Umlauf brachten und die heute noch zum Schmunzeln verführen.
Gemeinsamkeit, Gemeinschaftlichkeit waren von jeher das Gütezeichen von Lotzdorf und zeichneten das Dorf schon immer aus. Auch, nachdem es am 1. Januar 1920 mit Radeberg vereinigt worden war.
Der „Harte Kern“ des einst eigenständigen Dorfes hielt auch weiterhin zusammen, zwar nun „städtisch geworden“, aber dennoch als Dorfgemeinschaft aktiv. Ein Teil dieses Zusammenhaltes waren stets die Feiern, die der nunmehrige Stadtteil Radeberg-Lotzdorf auf die Beine stellte – oft durchaus von den alteingesessenen „Radebergern“, ob dieses Teamgeistes, etwas beneidet.
Lotzdorfer Sportfeste, ob vom „Turnverein Lotzdorf“ gemeinsam mit dem „Athletik-Verein“, Festivitäten vom „Radfahrer-Klub Lotzdorf“ oder dem „Königl. Sächs. Militärverein Lotzdorf“ und des „MGV Lotzdorf“ (Männergesangsverein), gingen zumeist alle mit größeren Umzügen durch die Straßen einher, aktivierten das ganze Dorf, und die Feierlaune fand dann im Gasthof Lotzdorf am Abend, mit Siegerehrungen und jeweils einem Festball ihren krönenden Abschluss.
Besonders die Schule Lotzdorf hatte bei den Einwohnern einen besonderen Stellenwert. Man fühlte sich ihr bis ins hohe Alter verbunden, ihre Lehrer hatten die Alteingesessenen in mehreren Generationen unterrichtet und es herrschte eine vertraute Atmosphäre, da ganze Familien bei ein und demselben Lehrer unterrichtet worden waren, was unvergessliche Erinnerungen mit sich brachte. Die Lotzdorfer Schule wurde immer wieder zum Ausgangspunkt für Treffen und anspruchsvolle und auch lustige Schulfeste, die Alt und Jung ganz selbstverständlich zusammenführten.
1934 Bereits anlässlich des 50-jährigen Schuljubiläums im Jahr 1934 ersieht man an den Zeitdokumenten, wie die Traditionen gepflegt wurden: geschmückte Mädchen in weißen Kleidern und Blumenkränzen im Haar, ein durch die Einwohner und Schüler liebevoll gestalteter Festzug mit Bildern unter dem Motto: „Deutsche Märchen grüßen euch!“ und eine Einwohnerschaft, die regen Anteil an allen Veranstaltungen nahm.
Weitere historische Fotos vom Fest-Umzug 1934:
Die „Radeberger Zeitung und Tageblatt“ (1934, Nr. 152, S.5) kommentierte mit einem umfangreichen Artikel das „Schulfest in Lotzdorf - 50jähriges Jubiläum und Fahnenweihe der Lotzdorfer Schule“. Lehrer Hanns Franke fand markige Worte für die Erziehungsziele der neuen Zeit: „…Jungen und Mädchen zu deutschen Männern und Frauen erziehen, zu deutschen Helden…“. Und gefeiert wurde mit einem anspruchsvollen Programm, vielen Spielen für die Kinder, Feuerwehrkapelle und Spielmannszug unterhielten mit Marschmusik, der MGV Lotzdorf unterhielt die Gäste mit Volksliedern, und den abendlichen Abschluss bildete ein Lampionzug durch Lotzdorf.
1949 Bis zum Jahr 1949 kamen die Schulfeste durch den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges und die folgende Nachkriegszeit zum Erliegen. 1946 wurde das Demokratische Schulgesetz eingeführt und eine Einheitsschule geschaffen. Bereits 1949, der Hunger der Nachkriegszeit war noch allgegenwärtig, begann in Lotzdorf wieder die Feierlaune anlässlich des Jubiläums „65 Jahre Schule Lotzdorf“.
Wenn auch noch viele Sorgen drückten, der Initiative der Lotzdorfer tat das keinen Abbruch, und es war wieder ein Festzug zu bewundern. Beim Betrachten der Fotos kommt man durchaus zu dem Schluss, dass sich das Leben langsam zu normalisieren begann, auch „Junge Pioniere“ (Gründung 13. Dez. 1948) sind bereits im Festzug zu sehen.
1954 Mit den Feierlichkeiten anlässlich des 70-jährigen Bestehens der Schule Lotzdorf im Jahr 1954 wurde alles bisher Dagewesene übertroffen. Bereits im Januar 1951 hatte sich eine „Arbeitsgemeinschaft der Freunde der neuen Schule“ gegründet. Ein Programm für die nächsten Jahrzehnte wurde aufgestellt und viele ehrenamtliche Mitarbeiter in die Planungen einbezogen. Das Motto „Schöne Feste - frohe Stunden der Schule Lotzdorf“ zeigte wieder die enge Verbundenheit der Einwohner zu ihrer Schule. Als Koordinatoren zeichneten für das viertägig geplante Fest 1954 der Direktor der Lotzdorfer Schule, Götz-Dieter Hoyer mit seinem Lehrerkollegium, der Elternbeirat unter Leitung von Egon Reppe und Walter Horn und der Radeberger Bürgermeister Rudolf Thomas verantwortlich.
Eine Festschrift mit einem umfassenden Festprogramm wurde für die Ludwig-Richter-Schule herausgegeben und durch Lotzdorfer Geschäftsleute und Handwerker gesponsert: so u.a. von der Feinbäckerei Georg Schramm, Dachdecker Karl Schilling, Fleischermeister Karl Riemer, Textilgeschäft Gerda Glöckner, Elektroreparatur Paul Knackfuß, Gärtnerei Karl Schulze, Bäckerei Johann Röseck, Schneidermeister Willibald Kuhnert, Milchhalle Schramm, Friseur Jähne, Radfahrhaus Oskar Richter, Kohlehandel Georg Genauck, Lebensmittel Erich Bürger und natürlich durch den Gasthof Lotzdorf.
Ein Festzug wurde vorbereitet, der alle schulpflichtigen und vorschulpflichtigen Kinder, ehemalige Schüler, Eltern und Einwohner vereinte. Der ganze Stadtteil Radeberg-Lotzdorf war in Aktion und nahm ganz selbstverständlich an den Vorbereitungen und der Durchführung des Festzuges teil. Nach heutigen Maßstäben ist es beinahe unvorstellbar, was diese kleine Gemeinschaft auf die Beine gestellt hat.
Da die Lotzdorfer Schule den Namen des Malers und Zeichners Ludwig Richter erhalten hatte, war ein Teil der Historischen Bilder des Festzuges seinen Gemälden nachempfunden worden. So auch das Gemälde „Brautzug im Frühling“, das sogar bis in die kleinsten Details des Originalbildes, wie der dem Zug voranschreitende Herold oder die beiden Mädchen mit Hund, liebevoll nachgestellt wurde.
Was das kleine Lotzdorf damals auf die Beine stellte, verlangt uns heute noch Respekt ab. Insgesamt über 400 Teilnehmer gestalteten den Festzug, aufwendige historische Kostüme wurden genäht, 15 Festwagen und mehr als 30 Pferde kamen zum Einsatz.
Der Festzug ging damals erstmalig über Lotzdorf hinaus und führte über den Radeberger Markt, Hauptstraße, August-Bebel-Straße, Pulsnitzer Straße, Kreuzung, Ernst-Thälmann-Straße, Karlstraße und zurück zum Festplatz. Die Radeberger staunten damals nicht schlecht, was der kleine Stadtteil, manchmal ungerechterweise etwas bespöttelt als „die Dörfler am Ende der Welt“, zustande gebracht hatte. Das Festprogramm erstreckte sich vom 29. Mai bis zum Kindertag, dem 1. Juni 1954. Insgesamt wurde 4 Tage gefeiert, mit Tanzabend, Festkonzert, großer HO-Modenschau, Kegel-Wettkämpfen, Schulausstellung, Spiele für die Kinder, Lampionzug und einem großen Feuerwerk. Lotzdorf feierte feste, feste seine Feste – die Schulkinder erhielten Kaffeetrinken und Abendbrot, wobei man nicht vergessen darf, dass zu dieser Zeit ein Abendbrot etwas sehr Kostbares war, denn Rationierungen und Lebensmittelmarken bestimmten noch das Leben der Menschen…
Und wo fand dieses lustige Treiben statt? – Selbstverständlich zumeist im Gasthof Lotzdorf mit seinem Saal und großen Gästegarten. Er war immer der zentrale Anlaufpunkt, und nicht umsonst wurde bereits durch den Begründer Wilhelm Riemer mit den Attributen geworben: „Schöne Restaurations-Lokalitäten, Franz. Billard, Asphalt-Kegelbahn, Großer Lindengarten mit Marquisen, Eleganter parkettierter Konzert u. Ball-Saal, Gesellschafts-Zimmer, ff. Biere und Weine nur erster Firmen, Vorzügliche warme und kalte Speisen zu jeder Tageszeit.“ Es war immer etwas los in Lotzdorf.
1959
Das nächste große Schuljubiläum im Jahr 1959, anlässlich des 75-jährigen Bestehens der Ludwig-Richter-Schule, löste
bei den Lotzdorfern bereits mit den Vorbereitungen einen regelrechten „Festrausch“ aus. Es sollte 5 Tage gefeiert werden - mit einem 5-Tageprogramm rund um die Uhr vom 29. Mai bis 2. Juni 1959.
Die Schule rief bereits ein Jahr vorher die Einwohner zu einem umfassenden Verschönerungsprogramm ihres Stadtteiles auf.
Schuldirektor Hoyer verstand es, nicht nur seine Schüler für die Verschönerung von Lotzdorf zu aktivieren, sondern außer dem Elternbeirat und Lehrerkollegium auch alle Lotzdorfer einzubeziehen. Die Mühen zahlten sich aus – insgesamt 8.000 freiwillige Arbeitsstunden, davon die Hälfte von den Schülern erbracht, hatten Lotzdorf in ein wahres Schmuckstück verwandelt.
Die Einweihung der Gesamtanlage und Übergabe an die Einwohner erfolgte anlässlich des „Schuljubiläums 75 Jahre Ludwig Richter Schule“ am 30.Mai 1959 mit einem Platzkonzert. Es gab Auszeichnungen für die Initiatoren, für den fleißigsten Jungpionier und Thälmann-Pionier und den ältesten Helfer.
Am Abend fanden sich mehr als 600 Einwohner und Gäste zu der traditionellen Großveranstaltung „6:0 für Sie“ im Gasthof Lotzdorf ein. Diese durch die Schule organisierte beliebte Großveranstaltung war bereits seit 1955 zur Tradition der Lotzdorfer Ludwig-Richter-Schule geworden. Eine bunte Veranstaltung mit Satire, Gesang und vielen ideenreichen Spielrunden auf höchstem Niveau, die wegen der großen Nachfrage und wachsenden Besucherzahl auf zwei Abendveranstaltungen ausgedehnt werden musste. Jährlich wurde ein neues Thema einstudiert. Die Eitrittskarten waren bereits Tage vor der Veranstaltung ausverkauft, zumeist stand man dafür „DDR-gemäß“ in langen Schlangen an den Vorverkaufskassen an.
Organisiert und durchgeführt wurde die Veranstaltung durch Laienkräfte des Elternbeirates und des Pädagogischen Rates der Ludwig-Richter-Schule, die von zahlreichen Einwohnern unterstützt wurden. Der geistige Kopf und Motor war Direktor Hoyer, der die Großveranstaltung auch ins Leben gerufen hatte mit dem Ziel, Elternhaus und Schule ungezwungen und fröhlich zusammenzuführen und Pädagogen einmal ganz anders zu erleben, was ihm auch durchaus gelang.
Die Zeitungskritiken aus dieser Zeit konnten ihn nur als Multitalent bezeichnen, der für das Buch der Veranstaltung zuständig war, außerdem als witziger, stilsicherer und gewandter Conférencier durch das Programm führte und der alle Fäden für einen reibungslosen Ablauf in der Hand hielt. Ihm zur Seite agierte stets einfallsreich, originell und äußerst witzig Lehrer Volkmar Strohbach, zum großen Vergnügen der Zuschauer, ebenso Lehrer Böhme, Roch und Lehrerin Firl neben den talentierten Mitgliedern des Elternbeirates.
Bei diesen Veranstaltungen und Jubiläen war die enge Beziehung zwischen den Einwohnern Lotzdorfs mit ihrer Schule, die enge Verbundenheit zwischen Elternhaus und Schule, unübersehbar, die man eigentlich an Stadtschulen kaum kennt. Das ehemalige Dorf war mit Schmuck und Illumination an jedem seiner Häuser versehen, ein aufwändiger Festzug war organisiert worden, und Lehrer, Schüler und Einwohner gestalteten ihr Schuljubiläum zu einem richtigen Volksfest. Der große Festzug führte auch durch Radeberg, und es sollen insgesamt mehr als 12.000 Besucher die Straßen gesäumt haben. Für die Kinder gab es Spiele, Kindervarieté, Lampionumzug mit Blasmusik und ein großes Brillantfeuerwerk.
Anlässlich der 5. Veranstaltung unter dem Titel "5 zu 0 für Sie" am 8. März 1958 ist sogar ein eigenes Bierglas kreiert und vertrieben worden. Auf Grund der großen Nachfrage wurde diese Veranstaltung am 9. März 1958 wiederholt.
1964 Auch zum 80-jährigen Bestehen der Ludwig-Richter-Schule im Jahr 1964 und den Feierlichkeiten vom 30. Mai bis 6. Juni liegen noch Chronik-Unterlagen vor. Der ehemalige Direktor Hoyer war in der Zwischenzeit als Direktor an die neue „Polytechnische Oberschule Radeberg“ berufen worden, und Lehrer Roch hatte die Führung der Lotzdorfer Schule übertragen bekommen. Wieder wurden zahlreiche Veranstaltungen für alle Gäste organisiert und durchgeführt, von Lehrern, Mitgliedern des Elternbeirates und vom Dorfklub. Das Motto „Frohe Tage einer kleinen Schule am Rande der Stadt“ und verschiedene Veranstaltungen liefen unter dem Leitgedanken „Sport im Ort“ mit vielen sportlichen Aktivitäten und Wettbewerben. Zum Auftakt wurde ein Klassentreffen ehemaliger Schüler im Gasthof Lotzdorf durchgeführt, der sich jetzt „HO-Gaststätte Neues Leben Lotzdorf“ nannte. Den Abschluss der Festivitäten bildete wieder die traditionelle und beliebte Großveranstaltung „7:0 für Sie“ mit „Scherzen, Lachen, Fröhlichsein und Tanz“, dieses Mal unter Leitung von Direktor Roch und Lehrer Strohbach. Ein traditioneller Fackel- und Lampionzug beendete 6 lustige und erlebnisreiche Tage.
Ab 1964 gehörten diese ganz großen und aufwändigen Feste der Lotzdorfer Ludwig-Richter-Schule, mit der Einbeziehung des gesamten Stadtteils, der Vergangenheit an. Aber eines blieb erhalten: In Abständen wurde immer wieder durch ein rühriges Organisationsteam ehemaliger Schüler mit der jeweiligen Schulleitung die Tradition gepflegt, dass sich die gesamte Schule zum Feiern traf.
Dieser Zusammenhalt überstand auch die sogenannte „Wendezeit“ ab 1989 und ist bis heute erhalten geblieben, überstand auch den Niedergang des Lotzdorfer Gasthofs und seine Totalzerstörung durch Brand am 7. März 2015. Besonders die Tradition Lotzdorfs, dass sich ehemalige Schüler nicht nur als ehemalige Klasse treffen, sondern dass sie sich trotzt unterschiedlichster Jahrgänge alle ihrer ehemaligen Schule als Schüler verpflichtet fühlen und ihr Zusammengehörigkeitsgefühl zur „Ludwig-Richter-Schule“ in gemeinsamen Treffen pflegen, zum Teil von weit her anreisen, um dabei zu sein – das ist wirklich außergewöhnlich. Es zeigt immer wieder ein tiefes Heimatgefühl, eine tiefe Verbundenheit mit Lotzdorf und seiner Schule, die man durchaus als eine „Generationsschule“ bezeichnen kann.
Auch heute gehört die Ludwig-Richter-Schule Lotzdorf wieder mit zu den modernsten Schulen - aber heute feiert eine neue Generation anders...
Renate Schönfuß-Krause
Lotzdorf-Historikerin
22. August 2018
Quellen:
Mein besonderer Dank für Informationen und Bildmaterial geht an:
· Ludwig-Richter-Schule Oberschule Radeberg,
· Herrn Dr. Klaus Menzel / Heimatverein Liegau-Augustusbad,
· Frau Daniela Apel, Frau Ilona Klengel, Frau Ute Matulla
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