Hier werden im Rahmen des "Jahres der Industriekultur Sachsen 2020" Beiträge zur 500-jährigen Industriegeschichte Sachsens vorgestellt, die einen breiten Themenkreis überstreichen. 


Industrie Kultur Sachsen 2020 -

500 Jahre Industriegeschichte


Die Veröffentlichung dieses Beitrages erfolgte in der Heimatzeitung

"die Radeberger" Nr. 03/2023 vom 20. 1. 2023

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Robotron - Schienen in der Sächsischen Schweiz, Schwarzbachbahn - Wiederaufbau
Robotron - Schienen in der Sächsischen Schweiz, Schwarzbachbahn - Wiederaufbau
Robotron-Schienen in der Sächs. Schweiz
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Diese Arbeit beschreibt in Kurzform die Ende 2022 erfolgte Demontage und Aufbereitung der Reste des früheren innerbetrieblichen Regelspur-Gleisnetzes, das im Zuge des Baues des Königlichen Feuerwerkslaboratoriums Radeberg von 1915-1917 errichtet wurde, durch den Schwarzbachbahnverein e.V.  


Auf ROBOTRON-Eisenbahn-Gleisen durch die Sächsische Schweiz

Was wird heutzutage nicht allerorts und ständig von Klimawandel, Nachhaltigkeit usw., egal ob etwas getan wird oder auch nicht, geschwätzt! Nun können sich die Einen, wenn sie wollen, dafür auf die Straße kleben und auf das in biologischer Logik folgende Aussterben ihrer Spezies vorbereiten, weil sich diese Gruppen ja selbst „Letzte Generation“ nennen und auch so verhalten. Aber es gibt zum Glück auch die Anderen, die wirklich etwas für die heutige und die nachfolgenden Generationen tun und einfach zupacken, schaffen und machen, und das richtig nachhaltig, ohne großes Aufsehen, weil sie auch vorhandene, ungenutzte Ressourcen aufspüren, mit eigener Kraft einer sinnvollen Wiederverwendung zuführen und so etwas Neues entstehen lassen oder Historisches wiederherstellen. Und das echt ehrenamtlich, unentgeltlich, in ihrer Freizeit und mit bewundernswertem Enthusiasmus! 

Karte des oberen Abschnittes der Schwarzbachbahn (Lohsdorf - Hohnstein). Blau: hier sollen die Robotron-Schienen verlegt werden.  Quelle Basis-Karte: Dr. Rolf Böhm, Schwarzbachbahnverein e.V.
Karte des oberen Abschnittes der Schwarzbachbahn (Lohsdorf - Hohnstein). Blau: hier sollen die Robotron-Schienen verlegt werden. Quelle Basis-Karte: Dr. Rolf Böhm, Schwarzbachbahnverein e.V.

Letzteres kann man gegenwärtig im ehemaligen ROBOTRON-Gelände, hinter dem Wareneingangs-Gebäude, erleben. Hier waren von Oktober 2022 bis Januar 2023 viele Mitglieder des 1995 gegründeten „Schwarzbachbahnverein e.V.“ beim Abbau der restlichen Gleise des innerbetrieblichen Eisenbahn-Netzes in ihrer Freizeit und an den Wochenenden tätig. Dieser Verein mit weit über 100 Mitgliedern hat sein Domizil auf dem wiederentstandenen Bahnhof Lohsdorf, der geografisch etwa zwischen Hohnstein und Sebnitz liegt. Die Schwarzbachbahn war eine im Mai 1897 eröffnete Dampflokbetriebene 750-mm-Schmalspurbahn, die über 12,1 km vom Bahnhof Goßdorf-Kohlmühle im Sebnitztal (hinter Rathmannsdorf) das Schwarzbachtal hinauf nach Lohsdorf und Ehrenberg und weiter nach Hohnstein führte. Im Bahnhof Kohlmühle war die Einbindung in die Regelspur-Bahnlinie von Bad Schandau über Sebnitz nach Neustadt, die wegen ihrer vielen Kurven und Steigungen auch „Sächsische Semmeringbahn“ genannt wurde. Bereits 1951 ist der Bahnbetrieb auf der Schmalspurstrecke eingestellt worden, die Gleise wurden abgebaut. Die Schwarzbachbahn hatte neben dem lokalen Güterverkehr ab Mitte der 1920er Jahre eine große touristische Bedeutung für Hohnstein und seine damals zur größten Jugendherberge Deutschlands umgestaltete Burg.

Schwarzbachbahn Streckenkarte (rot),  Quelle: Wikimedia (gem.-frei)
Schwarzbachbahn Streckenkarte (rot), Quelle: Wikimedia (gem.-frei)

Die Bahnhöfe Lohsdorf und Goßdorf/Kohlmühle sind seit kurzem Bestandteil der überregionalen Themenstraße „Dampfbahn-Route Sachsen“. Die Schwarzbachbahn hat somit eine Aufwertung erfahren, die ihre Bedeutung für eine künftige, auch abschnittsweise Nutzung unterstreicht. 

Robotron-Gleisnetz - Demontage der Reste durch den Schwarzbachbahnverein e.V. 2022. Foto:  Jörg Gottschlich, Schwarzbachbahnverein e.V.
Robotron-Gleisnetz - Demontage der Reste durch den Schwarzbachbahnverein e.V. 2022. Foto: Jörg Gottschlich, Schwarzbachbahnverein e.V.

Der Verein hat sich als langfristiges Ziel den teilweisen Wiederaufbau dieser Bahnstrecke, der Hochbauten und des Fahrzeugparks zum Leitbild gemacht. Eine Mammutaufgabe, die trotz vieler „bürokratischer Hürden“, Finanz-, Personal- und Materialbeschaffungsprobleme bereits bewundernswerte Erfolge aufzeigt. Neben dem Wiederaufbau des Bahnhofes Lohsdorf und der Beschaffung und Instandsetzung von „Rollendem Material“ ist der Gleisbau Hauptthema. Fertiggestellt ist ein ca. 1,5 km langer Abschnitt von Lohsdorf in Richtung Unterehrenberg, auf dem bereits Museums-Fahrten angeboten werden. Für den Weiterbau dieses Abschnittes ist der Verein bei der stetigen Suche nach Schienen-Material nun in Radeberg fündig geworden – bei uns im ehemaligen ROBOTRON-Gelände.

Viele Leser werden sich erinnern: ROBOTRON, RAFENA-Werke oder vorher Sachsenwerk waren ohne Gleisanlagen im Werksgelände unvorstellbar. Diese waren auch unverzichtbar, weil der größte Teil des Güterverkehrs, ob Materialanlieferung oder die teilweise Erzeugnisauslieferung, vor allem aber die gesamte Belieferung mit Brennstoffen (überwiegend Siebkohle) umweltfreundlich und kostengünstig per Eisenbahn erfolgte. Jeder wusste, dass das Anschlussgleis, vom Radeberger Bahnhof kommend, durch das frühere IFA-Gelände und über den Bahnübergang der heutigen Heidestraße in das Werk führte und hinter dem Wareneingangsgebäude weiter über viele werksinterne Verzweigungen geleitet wurde.

Robotron-Gleisnetz - Demontierte Schienen warten auf den Abtransport
Robotron-Gleisnetz - Demontierte Schienen warten auf den Abtransport

Aber die Historie dieses Vollspur-Werksverkehrs reicht viel weiter zurück. Als 1915, nach Beginn des Ersten Weltkrieges, die Planungen für das Königliche Feuerwerkslaboratorium in Radeberg begannen, war von vornherein für diesen Rüstungsbetrieb ein flächendeckendes innerbetriebliches Vollspur-Eisenbahnnetz mit Anschlussgleis vom Radeberger Bahnhof vorgesehen, denn der Straßenverkehr war noch im Anfangsstadium und hätte die Lieferungen in und aus dem geplanten, riesigen Werksgelände damals nie abdecken können. 1917 war schließlich das gegenüber den ersten Planungen abgespeckte Werksnetz fertig. Die kleinen Kurven-Radien wurden als sogenannte „Deutschlandkurven“ (Auflaufkurven) gebaut. Hier schließt sich ein symbolischer Kreis, denn der Bau wurde von der Fa. Bruno Kost aus Sebnitz ausgeführt.

In reduzierter Form ist das ursprünglich 2,5 km lange Werksnetz bis zur endgültigen Abwicklung von ROBOTRON genutzt worden. Nach der Wende wurden – außer dem mehrgleisigen Abschnitt vom Bahnübergang, hinter dem Wareneingangsgebäude bis hinter den Kohle-Lagerplatz – alle Gleise demontiert. Den „Rest“ hat nun der „Schwarzbachbahnverein e.V.“ entdeckt und vermittelt bekommen. Die Schienen sind für die Schmalspurbahn verwendbar, gegenwärtig fertig abgebaut und einschl. Zubehör verladebereit. Eine wunderbare Aktion, um noch vorhandene Ressourcen zu nutzen!

Mit diesen fast 2.000 Metern Schienen können nun weitere fast 1.000 Meter Gleis in Richtung Unterehrenberg verlegt werden.  

So können auch wir Radeberger, dank des Fleißes und des ehrenamtlichen Engagements und beinahe unvorstellbaren Arbeitsaufwandes der Enthusiasten des Schwarzbachbahnvereins e.V., bald auf unseren ROBOTRON-Schienen in der Sächsischen Schweiz mit der „Bimmelbahn“ fahren... 

 

Ja, wir sehen daran: es gibt auch „die Anderen“ der heutigen Generation, die wirklich etwas bewegen, über deren Taten jedoch die Medien nur halb so viel berichten, wenn überhaupt… 

 

Klaus Schönfuß

Januar 2023


Quellen: